Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück
  • trailer
The Visit

... ein Ausserirdischer auf der Erde landete? In The Visit, dem zweiten Film seiner «Trilogy of Mankind», stellt der Dokumentarfilmer Michael Madsen designierten Fachleuten diese Frage. Die Antworten enthüllen mehr über uns Erdlinge als über mögliche Gäste aus dem All.

Ausserirdische haben im Film eine lange Tradition, in erster Linie im Science-Fiction-Genre, das bekanntlich von Dingen erzählt, die es (noch) nicht gibt. Ziemlich widersinnig scheint es dagegen, über Wesen von einem anderen Stern einen Dokumentarfilm zu drehen, geht es in dieser Gattung doch um die Wiedergabe der Realität.
Marsmenschen zeigt der dänische Regisseur Michael Madsen in seinem Film selbstverständlich keine. The Visit ist vielmehr eine Dokumentation im Konjunktiv, ein Was-wäre-wenn-Film. Was wäre, wenn tatsächlich ein Ausserirdischer auf die Erde käme? Reale Menschen, Fachleute und Funktionäre aus den unterschiedlichsten Bereichen, reagieren in Madsens Film auf diese hypothetische Situation, entwerfen Strategien, spielen mögliche Szenarien durch.
Für Madsen selbst wäre der Erstkontakt mit Ausserirdischen schlicht der aussergewöhnlichste Moment in der Geschichte der Menschheit. Seine Akteure – Wissenschaftler, Politikerinnen, ein Priester – geben sich teilweise prosaischer. So sind die beiden Berater des englischen Premierministers, die im Film zu sehen sind, vor allem darum bemüht, Panik zu vermeiden, und spielen die Tragweite des Ereignisses entsprechend herunter. Also: Nur so viel zugeben, wie unbedingt nötig ist, ansonsten betonen, dass man die Situation im Griff hat, obwohl man in Wirklichkeit im Dunkeln tappt.
Es ist dies nicht der einzige absurde Moment in The Visit. Nicht zuletzt der Gegensatz zwischen den stilisierten zeitmanipulierten Aufnahmen, die die Sicht des Ausserirdischen wiedergeben, und den betont nüchternen Interviews macht anschaulich, wie unfassbar Madsens Szenario im Grunde ist.
Bereits sein letzter Kinofilm wies Science-Fiction-Anklänge auf. Into Eternity aus dem Jahr 2010 beschäftigte sich anhand des weltweit ersten Endlagers für radioaktive Abfälle, das derzeit in Finnland gebaut wird, mit der Frage, wie man die strahlenden Substanzen über Zehntausende von Jahren hinweg sicher lagern kann. Dazu wäre es zum Beispiel nötig, die Stätte mit Warnzeichen zu versehen, die auch in Tausenden von Jahren verstanden würden. Mit anderen Worten: Es geht um Kommunikation mit Bewohnern einer fernen Zukunft, von der wir nicht einmal wissen, ob sie je eintreten wird.
The Visit ist also in dieser Hinsicht die logische Fortsetzung von Into Eternity. Wieder geht es um die Frage, wie man mit Wesen in Kontakt tritt, von denen man nichts weiss, und wie diese auf die Kontaktnahme reagieren würden. Die Antworten, die wir im Film bekommen, sagen letztlich sehr viel mehr aus über uns Menschen als über mögliche Aliens.
Für den nächsten Film, der seine «Trilogy of Mankind» abschliessen soll, will Madsen den Spiess umdrehen: In Odyssey wird es um ein sogenanntes Generationenschiff gehen, ein bemanntes Raumschiff, das die jahrhundertelange Reise zu einem anderen Sonnensystem bewältigen soll. Die Aliens sind dann wir selbst.

Michael Madsen (Dänemark/Österreich/Irland/Finnland/Norwegen 2015)

«And pray that there's intelligent life somewhere up in space
‘cause there's bugger all down here on Earth» (Eric Idle: «The Galaxy Song»)

Der dänische Cineast Michael Madsen (Into Eternity) simuliert in diesem Dokumentarfilm den Besuch eines Ausserirdischen und seine Folgen. Das Publikum (bzw. die subjektive Kamera von Heikki Färm) nimmt die Perspektive des Aliens ein und erlebt, wie Wissenschaftler, Juristen, Theologen, Politiker usw. den Gast empfangen, wie sie mehr oder weniger unbeholfen versuchen, die Menschen und ihren nicht immer freundlichen Umgang mit anderen zu erklären. Dazwischen sehen wir unsere Welt in seltsam poetischen, zeitlich manipulierten Aufnahmen, wie sie vielleicht ein nichtmenschliches Wesen aus dem All wahrnehmen würde.
Das Prinzip der Verfremdung der Wirklichkeit zum Zwecke der Reflexion und Erkenntnis, das gute Science Fiction auszeichnet, wird hier realitätsnah durchgespielt, mit widersprüchlichem Ergebnis: Einerseits werden in der Konfrontation mit dem Andern Grundsatzfragen zur menschlichen Identität und unserem Dasein aufgeworfen, die über die Dauer des Films hinaus nachdenklich stimmen; anderseits muten manche der gezeigten Reaktionen und Versuche zur Kommunikation mit den Ausserirdischen hilflos bis unfreiwillig komisch an, sodass man hoffen muss, dass es nie zu einem solchen Besuch kommt. (mb)

Mehr >

Drehbuch: Michael Madsen
Kamera: Heikki Färm
Musik: Karsten Fundal
Schnitt: Nathan Nugent, Stefan Sundlöf

83 Min., Farbe, Digital HD, E/d, 12 J

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Do.,
8.10.2015
20:45
mit anschl. Skype-Gespräch mit dem Regisseur
Fr.,
9.10.2015
15:00
Sa.,
10.10.2015
18:15
Mo.,
12.10.2015
21:00
Do.,
15.10.2015
15:00
Fr.,
16.10.2015
18:15
Di.,
20.10.2015
20:45
So.,
25.10.2015
18:15