Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück
Robin Hood

Das Institut für incohärente Cinematographie (IOIC) widmet sich in der kommenden Saison sechsmal dem Mittelalter im Stummfilm. Zahlreich sind im frühen Kino die Filme, die ihre Zuschauer in die Geschichte schweifen lassen, um sie dann um die Erfahrung ihrer eigenen Vergangenheit bereichert wieder in die Gegenwart zu entlassen. Diese Geschichtsbilder von damals werden, ganz im Sinne des IOIC, durch aussergewöhnliche zeitgenössische Live-Vertonungen mit der heutigen Gegenwart in Beziehung gesetzt.

Kein Held des Mittelalters ist bekannter als Robin Hood. Nicht zuletzt dank Walt Disney ist er jedem Kind als edler Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit und unerbittlicher Gegner obrigkeitlicher Tyrannei vertraut. Als einer, der von den Reichen nimmt und den Armen gibt. Dass sich diese Version der Sage, also die Umformung zum edlen Verbrecher, erst im 16. und 17. Jahrhundert durchgesetzt hat und bis heute dominiert, verdeutlicht ein häufig übersehenes Moment des Rückgriffs auf vergangene Zeiten. Dieser gewinnt seine Bedeutung nämlich weniger als historistische Vergegenwärtigung des Vergangenen als vielmehr daran, was in ihm als Potenzial liegt und gegebenenfalls wieder zur Austragung kommen kann. Der erste Robin Hood der medialen Populärkultur ist Douglas Fairbanks, der noch vor Errol Flynn (1938), Sean Connery (1981), Kevin Costner (1991) und Russell Crowe (2010) der Figur des heroischen Outlaws Leben eingehaucht hat. Der offizielle Titel der Grossproduktion von Allan Dwan zeigt auch schon, wie sehr das Starsystem bereits 1922 etabliert war: Douglas Fairbanks in Robin Hood.
Die Sängerin Karin Meier, der Gitarrist und Trompeter Gabriel Stampfli und die Kontrabassistin Stefanie Kunckler haben als Trio erstmals anlässlich eines Stummfilm-Open-Airs zusammengefunden, an dem sie gemeinsam The Gaucho mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle vertont haben. Seither haben sie ein unwiderstehliches Faible für den stets zu Spässen aufgelegten, athletischen Schauspieler, der in jedem Film aufs Neue seine körperlichen Fähigkeiten gekonnt zur Schau zu stellen weiss.

Allan Dwan (USA 1922)

«Es ist die Zeit der schönen Jungfrauen, starken Ritter und finsteren Schurken. Während Richard Löwenherz, König von England, einen Kreuzzug leitet, tyrannisiert Sir John das Land. Verzweifelt wendet sich Lady Marian an den Earl of Huntingdon; als Robin Hood beginnt er gnadenlos aufzuräumen.
Obwohl die Legende von Robin Hood vielfach verfilmt wurde, ist Douglas Fairbanks' Darstellung des edlen Helden noch immer die spektakulärste. In den zwanziger Jahren schreibt und produziert Fairbanks seine Filme mit grossem Aufwand selbst. Für Robin Hood baut er ein so gewaltiges Schloss, wie es Hollywood vorher noch nicht gesehen hatte. Jedes noch so kleine Detail ist auf Fairbanks' hyperaktives Spiel zugeschnitten: die Tische, auf die er springt, haben kürzere Beine, in den Festungsmauern sind Rutschen eingelassen, ein Trampolin hilft ihm über den Burggraben. Fairbanks kämpft als romantischer Mantel- und Degenheld an der Seite der Armen und Unterdrückten: der erste Swashbuckler der Filmgeschichte ist gleichzeitig die Verkörperung des ‹amerikanischen Traums›.» (Stummfilmkonzerte Berlin, April 2007)

Drehbuch: Douglas Fairbanks
Kamera: Arthur Edeson
Schnitt: William Nolan

Mit: Douglas Fairbanks (Earl of Huntingdon/Robin Hood), Enid Bennett (Lady Marian Fitzwalter), Wallace Beery (Richard Löwenherz), Sam De Grasse (Prinz John), Paul Dickey (Sir Guy of Gisbourne), William Lowery (Sheriff von Nottingham), Roy Coulson (Hofnarr), Alan Hale (Little John), Willard Louis (Bruder Tuck), Billie Bennett (Lady Marians Dienerin), Wilson Benge, Merrill McCormick (Prinz Johns Handlanger)

120 Min., sw, 35 mm, Stummfilm, engl. Zw'titel

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Do.,
22.10.2015
20:45
Stummfilm mit Live-Vertonung durch Meier/Stampfli/Kunckler