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Nostalgia de la luz

In Nostalgia de la luz geht der Chilene Patricio Guzmán von einem zweifachen Blick in die Vergangenheit aus: Astronomen in der Atacama-Wüste blicken in den Himmel und erkunden den Ursprung des Universums; draussen im Sand um die Observatorien suchen Frauen nach sterblichen Überresten ihrer Liebsten, die Opfer der Militärdiktatur geworden sind.

«Auf bestechende Art verbindet (Guzmán) in seinem philosophischen Dokumentarfilm Erde und Himmel, Politik und Metaphysik und legt so dialektisch die Geheimgeschichte Chiles frei. Die Ausgrabung der verdrängten Vergangenheit fördert persönliche und universelle Schicksale zutage, wirft grosse Fragen über winzige Partikel auf und hat gleichsam einen kosmischen Überbau. (Dieser Thesenfilm) überwältigt uns mit seiner Neugier und Leidenschaft.
Und schliesslich macht Guzmán eine Entdeckung, die seinen Film gewissermassen innerlich stützt: Das Kalzium, das in den Knochen steckt, ist dasselbe, das man in Sternen findet. Ob das Stanley Kubrick geahnt hat, als er in 2001: A Space Odyssey einen Knochen in die Luft werfen und sich in ein Raumschiff verwandeln liess?» (Pascal Blum, züritipp, 16.3.2011)
«Mit bemerkenswerter Sensibilität und in Bildern von ausserordentlicher Schönheit verdichtet Guzmán die scheinbar disparaten Motive zu einem dokumentarischen Essay über den Gedanken, dass eine Zukunft ohne ein Bewusstsein für die Vergangenheit nicht möglich ist.» (Kai Mihm, epd Film, 1.1.2011)

Patricio Guzmán (Chile/Spanien/Frankreich/Deutschland/USA 2010)

«Patricio Guzmán gehört zu den Schlüsselfiguren des lateinamerikanischen Kinos, und er tut dies, obwohl das Terrorregime Chiles den Filmemacher in den 1970er Jahren zum Gang ins Exil gezwungen hatte. Immer wieder hat er auf das Unrecht aufmerksam gemacht, das in seiner Heimat herrschte. La batalla de Chile, dieses viereinhalbstündige Monument, setzte ein ‹Denkt mal!› in die Filmgeschichte. ‹Ein Land ohne ein dokumentarisches Filmschaffen ist wie eine Familie ohne Fotoalbum›, hat Guzmán gesagt. Und so hat er sein Leben dem Familienalbum gewidmet, einem Album, das weit über seine Heimat Chile betrachtenswert ist, weil vieles, das der Filmemacher uns vor Augen führt, auch anderswo ausgemacht werden kann. Und weil, wenn er Salvador Allendes Geschichte beschreibt, er auch die grösseren Zusammenhänge transparent macht.
In keinem anderen Film hat Patricio Guzmán ein grösseres Mass an Allgemeingültigkeit erreicht, als in Nostalgia de la luz. Hier löst er sich zunächst von der chilenischen Geschichte und erzählt uns von Menschen, die in der Atacama-Wüste im Norden seiner Heimat nach den Sternen gucken, weil diese hier am besten sichtbar sind. Und wer nachts in den Himmel schaut, der schaut in die Vergangenheit. Alles Licht, was uns da erreicht, ist Vergangenheit, hat einen oft Jahrtausende langen Weg zurückgelegt. Guzmán lädt uns ein zum Hineindenken ins Universum, und er stellt uns ein paar Frauen vor, die um die Teleskope in der Wüste 20 Jahre lang im ebenfalls unendlich scheinenden Sand gegraben haben, auf der Suche nach der Vergangenheit, nach Überresten ihrer Liebsten, die die Diktatur umgebracht hat und verschwinden liess. Was für ein mickriges Geschöpf ist er doch, der Mensch im Universum, und wie viel Schmerz kann er verbreiten. Dieser Essay ist eine Einladung in andere Dimensionen.» (Walter Ruggle, trigon-film)

Drehbuch: Patricio Guzmán
Kamera: Katell Djian
Musik: Miguel Miranda, José Miguel Tobar
Schnitt: Patricio Guzmán, Emmanuelle Joly

Mit: Gaspar Galaz, Lautaro Núñez, Luís Henríquez, Miguel Lawner, Victor González, Vicky Saavedra, Violeta Berrios, George Preston

90 Min., Farbe, 35 mm, Sp/d/f

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Di.,
1.11.2016
20:45
Do.,
10.11.2016
18:15
Einführung: Martin Walder