«Paragraph 175 rollt die letzten hundert Jahre der Geschichte Homosexueller in Deutschland auf. Epstein und Friedman unterlegen und kontrastieren dabei die Aussagen der Zeitzeugen mit historischem Foto- und Filmmaterial, während aus dem Off die Stimme des Schauspielers Rupert Everett die geschichtlichen Zusammenhänge erklärt. Der Paragraph 175 trat 1871 in Kraft und ahndete sexuelle Kontakte zwischen Männern mit Gefängnisstrafe, kam aber in der Weimarer Republik nur selten zur Anwendung. Berlin galt in dieser Zeit als Paradies für Homosexuelle. Der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (...) schmiedete eine Allianz, um die Abschaffung des diskriminierenden Gesetzes zu erwirken. Nach der Machtergreifung durch Hitler wurde der Paragraph 175 im Jahr 1935 jedoch verschärft. Fortan war es möglich, aufgrund von flüchtigen Hinweisen und Bezichtigungen Homosexuelle zu kriminalisieren. Etwa 100 000 Männer sind mit Hilfe dieses Paragraphen von den Nazis inhaftiert worden, schätzungsweise 15 000 wurden, mit rosa Winkeln gekennzeichnet, in Konzentrationslager verschleppt. Während lesbische Frauen von der Verfolgung bis auf Ausnahmen verschont blieben, da die Nazis ihre sexuelle Orientierung als ‹korrigierbare› Verirrung einstuften, galten ihnen schwule Männer als Verweigerer am Volkskörper. (...) Der von den Nazis 1935 novellierte Paragraph 175 war in der DDR noch bis 1968 in Kraft, in der Bundesrepublik Deutschland sogar ein Jahr länger. Erst 1994 wurde er im Zuge der Gesetzesharmonisierung nach der Wiedervereinigung gestrichen.» (Margarete Wach, Filmdienst 3/2002)
Drehbuch: Sharon Wood
Kamera: Bernd Meiners
Musik: Tibor Szemzö
Schnitt: Dawn Logsdon
Mit: Rupert Everett (Off-Erzähler), Klaus Müller, Karl Gorath, Pierre Seel, Heinz F., Annette Eick, Albrecht Becker, Gad Beck, Heinz Dörmer
81 Min., Farbe + sw, DCP, OV/d