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Premiere: Métamorphoses

Christophe Honoré hat Ovids «Metamorphosen» wiedergelesen und aus rund 20 der Fabeln über Verwandlungen eine faszinierende Collage geschaffen, die zwischen zeitlosem Mythos und heutiger Realität oszilliert. Die Gymnasiastin Europe lässt sich von einem attraktiven Unbekannten namens Jupiter mitnehmen, der in einem bulligen Sattelschlepper daherkommt. Sie stellt fest, dass die Wiesen und Wälder von Wesen wimmeln, die sie bestenfalls aus Träumen kennt: Neben Jupiter sind auch Bacchus und Orpheus allgegenwärtig, greifen in die Schicksale der Sterblichen ein und verwandeln diese in Tiere und Pflanzen.
«Meine Absicht ist es, von Körpern zu erzählen, die in eine andere Gestalt verwandelt wurden» – Regisseur Christophe Honoré hat Ovids Satz als kreativen Imperativ aufgefasst: «Was ist es am Kino, das mich anzieht, wenn nicht die Metamorphose der Wirklichkeit in etwas Neues?»
«Natürlich kann man einem Werk namens Métamorphoses nie eine einzige Bedeutung zuschreiben, doch unter der schillernden Oberfläche des Films tummeln sich stets unterschiedliche Ideen. Eine Einstellung mit zwei schwimmenden, nackten Figuren in türkisblauem Wasser, untermalt von Flötenmusik, deutet an, wie wenig nötig ist, um alltägliche Orte und Handlungen auf eine höhere, gottähnliche oder paradiesische Ebene zu heben. Anderseits zeigt das Nachspiel von Narziss’ Tod, wie dünn die Grenzen zwischen heute, der fernen Vergangenheit und selbst den Zeiten von Mythen und Sagen wirklich sind, denn in schwierigen Zeiten verfallen wir immer noch in uralte Muster und Rituale, die unserem Leben Sinn verleihen.» (Boyd van Hoeij, The Hollywood Reporter, 26.8.2014)