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Buchvernissage frühe Stummfilme

Film Bild Kunst

Anfang April erscheint als Band 35 der «Zürcher Filmstudien» das Buch «Film Bild Kunst. Visuelle Ästhetik des vorklassischen Stummfilms». Die Herausgeber Jörg Schweinitz und Daniel Wiegand vom Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich stellen das Buch vor und zeigen drei repräsentative Filme aus den Jahren 1909 bis 1918. Das europäische Kino des Jahrzehnts nach 1907/08 war besonders auf die Kultivierung der Bildästhetik ausgerichtet. Stärker als in den USA, wo man auf die Beschleunigung des Erzählens durch Schnitt und Einstellungswechsel setzte, pflegte man hier das «schöne malerische Bild» (Regisseur Urban Gad). Dabei trat der Film mit dem ästhetischen Zeitgeist in Dialog, vor allem mit visuellen Künsten wie Malerei (und Tableaux vivants) oder Tanz, aber auch mit dem «Schönen» des Alltags wie Modefotografie usw. Das Kino bildete so Gestaltungsmittel heraus, die wegweisend wurden und es teils bis heute geblieben sind.
Die ausgewählten Beispiele verraten davon viel: Der französische Kurzfilm Dans l’Hellade (Charles Decroix, F 1909) zeigt den Schleiertanz einer Nymphe (Stacia Napierskowska). Mit seinem Rückgriff auf die antikisierende Welt eines Fauns und der Begeisterung für wehende Schleier entspricht er virtuos dem Zeitgeschmack. An dem italienischen Melodrama Rapsodia satanica (Nino Oxilia, I 1915) zeigt sich, wie Lyda Borelli ihren Körper im Spiel gleichsam in eine «lebende Arabeske» als tragendes Element der Bildkomposition verwandelt. Auch der deutsche Film Die Liebe der Maria Bonde (Emerich Hanus, D 1918) handelt von Liebe, Eifersucht und Tod. Die kunstvoll ausgearbeitete Bildästhetik, oszillierend zwischen Fläche und Tiefe, Ornamentalem und Malerischem, erreicht hier einen Höhepunkt.

Das Buch «Film Bild Kunst. Visuelle Ästhetik des vorklassischen Stummfilms» (Zürcher Filmstudien 35) widmet sich der Bildkultur im europäischen Kino um und nach 1910 und ihrer Beziehung zu den Künsten. Die Herausgeber Jörg Schweinitz und Daniel Wiegand stellen den Band vor und führen in drei Stummfilme ein. Im Anschluss sind Sie zu einem Umtrunk eingeladen. Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich.