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Reedition: Wenn die Kraniche ziehen

Michail Kalatosows Wenn die Kraniche ziehen zählt zu den ersten sowjetischen Filmen, die sich von der blossen Propaganda abkehrten. Bis heute beeindrucken die in Cannes ausgezeichnete Hauptdarstellerin Tatjana Samoilowa und die «emotionale Kamera» Sergej Urussewskis. Eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Weronika und Boris lieben sich und wollen heiraten, doch als das Land überfallen wird, meldet sich Boris freiwillig an die Front. In der langen Zeit des Wartens auf Lebenszeichen ihres Geliebten wird Weronika von Mark erobert, Boris' vom Kriegsdienst freigestellten Bruder. Sie heiraten, doch ihrer Ehe ist kein Glück beschieden.
«Der Film zeigt, was im damaligen Sowjetfilm durchaus ungewöhnlich war, den ‹grossen vaterländischen Krieg› nicht als heldisches Erlebnis des Kollektivs, sondern als bedrückenden Konflikt des Individuums.» (Reclams Filmführer)
«Ungewöhnlich ist auch die Verwendung eines äusserst intimen, impressionistischen Inszenierungsstils, um die Geschichte eines sensiblen Moskauer Mädchens zu erzählen, das schwach wird und seinem Liebsten, der an der Front kämpft, die Treue bricht. Regisseur Michail Kalatosow greift auf einen Stil zurück, der beliebt war, als Pudowkin und Dowschenko heroische Revolutionsfilme drehten. Es ist ein Stil, der im Stummfilm verwendet wurde, voller schräger Blickwinkel und Nahaufnahmen rennender Füsse und bestürzter Gesichter. Kalatosow hat ihn aber modernisiert und mit Ton und mit der Sprache zeitgenössischer Filmberichterstattung kombiniert.» (Bosley Crowther, New York Times, 22.3.1960)
Dieser Tauwetter-Klassiker, der 1958 die Goldene Palme gewann, ist in einer restaurierten Fassung zu sehen.