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IOIC-Soireen: Die Revolution im Stummfilm

Das IOIC – Institute of Incoherent Cinematography – macht mit neuen und neuartigen Live-Vertonungen die frühe Stummfilmkunst nicht zuletzt auch einem jungen Publikum zugänglich. In der Saison 2017/18 ist das IOIC wiederum mit sechs Aufführungen im Filmpodium zu Gast. Diesmal zum Thema der grossen politischen Revolutionen. Anders als Eisenstein, bei dem stets soziale Typen und kollektive Helden im Vordergrund stehen, legt Pudowkin sein Augenmerk auf die Persönlichkeit individueller Charaktere. Mit Panzerkreuzer Potemkin, dem ersten Meilenstein des sowjetischen Kinos, bewiesen Eisenstein und sein Kameramann Eduard Tisse eine bisher unerreichte Meisterschaft in der subtilen Regie der Menschenmassen und der elaborierten Kunst der Montage. Mit Die Mutter, dem ersten Film der Revolutionstrilogie, die den künstlerischen Höhepunkt der Karriere Pudowkins bildet, erweiterte letzterer diese Errungenschaften in Anlehnung an die naturalistischen Prinzipien Konstantin Stanislawskis um den Triumph des einzelnen Schauspielers.
Die drei auf den ersten Blick nur lose zusammenhängenden Meisterwerke behandeln ein und dasselbe Thema, nämlich die Bewusstwerdung einzelner Figuren: Die leidende Mutter, der junge Bauer in Das Ende von St. Petersburg und der Nachkomme des Dschingis Khan in Sturm über Asien sind vom Leben enttäuschte Menschen, die im Verlauf der Filme zur Klarheit über die Aufgabe ihrer Klasse gelangen. Der Vorrang des menschlichen Bewusstseins steht dabei auf einem festen humanistischen Fundament: Nicht die Revolution verändert das Bewusstsein der Menschen, sondern es sind die Lebenserfahrungen, die graduell das Bewusstsein verändern und in der Folge zur Revolution führen.
Nach dem grossen Erfolg der Nibelungen und von Dr. Mabuse im Dezember 2015 und 2016 findet das Quartett um Iokoi, Bit-Tuner, Dadaglobal und Steve Buchanan bereits zum dritten Mal zusammen. Mit einer Unzahl von elektronischen Geräten schafft es das Quartett mühelos, wie ein ganzes Orchester zu klingen. Aber nicht nur für Auge und Ohr ist gesorgt, auch der Magen kommt auf seine Kosten: In der Pause gibt es russische Spezialitäten, auch vegetarische.