Aus Anlass der bevorstehenden Eröffnung des längsten Eisenbahntunnels der Welt skizziert der Historiker und Filmwissenschaftler Severin Rüegg mit Filmwochenschau-Beiträgen aus den Jahren 1940 bis 1972 eine Kultur- und Verkehrsgeschichte des Gotthards.
Lange Zeit galt er als höchster Berg Europas, weil sich hier Wasser, Wetter und Kulturen trennen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erkannte man, dass der Gotthard weit davon entfernt ist, der höchste Berg zu sein, ja, dass er gar kein Berg ist. Das tut der Faszination, die diesem Übergang eignet, keinen Abbruch, denn er bleibt die kürzeste Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen.
An ihm entzündete sich auch der Ehrgeiz der Ingenieure und Tunnelbauer. Viermal wird das Massiv durchbohrt und der Verkehrsweg von Nord nach Süd mit den drei Tunnels stetig ausgebaut. Der Gotthard wird zum Massstab der technischen Entwicklung der Eisenbahn; der europäische Bahntourismus an der Schwelle zum 20. Jahrhundert verstärkt das verbindende Element des Gotthards.
Die beiden Weltkriege und die Militarisierung der Alpenkette durch Festungen und Kasernen machen die Gotthardstrecke für den internationalen Tourismus weniger attraktiv, beleben hingegen den Mythos des unbezwingbaren Gebirges.
Severin Rüegg trifft für uns auch die Auswahl der Wochenschaubeiträge im Vorprogramm der Filmgeschichtsreihe.