Der junge Allan Gray kehrt nachts in einem einsamen Gasthaus ein und wird Zeuge unerklärlicher Ereignisse, die die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, Leben und Tod verschwimmen lassen. Der körperlose Schatten eines einbeinigen Soldaten, rätselhafte Andeutungen des Hausherrn, vorgefundene Bisswunden am Hals – treiben Vampire ihr Unwesen?
Vampyr war der erste Tonfilm des Dänen Carl Theodor Dreyer, den dieser grösstenteils auf einem alten Anwesen in Frankreich drehte. So wie die Handlung (und ihre Figuren) sich im ungewissen Zwischenreich von Leben und Tod bewegen, ist auch der Film selbst irgendwo zwischen Stummfilm und Tonfilm angesiedelt. Nur wenige nachsynchronisierte Dialogteile sowie einige Toneffekte ragen aus dem musikalischen Soundtrack hervor, ansonsten ist Vampyr trotz seiner recht späten Entstehungszeit noch als Stummfilm mit erklärenden Zwischentiteln inszeniert, der vor allem auf visuelle Effekte zählt. Doch auch aufgrund seiner Experimentierfreude hebt sich Dreyers Vampirfilm von anderen Produktionen der frühen 1930er-Jahre ab. Nur dank der grosszügigen Finanzierung durch den adeligen Hauptdarsteller liess er sich überhaupt realisieren. Gezeigt wird die deutsche Sprachfassung.
Nach dem Film findet eine Präsentation der neuen Buchpublikation «Aesthetics of Early Sound Film: Media Change around 1930» von Prof. Dr. Daniel Wiegand statt, die am Seminar für Filmwissenschaft entstanden ist. Dauer: ca. 30 Min.
Drehbuch: Christen Jul, Carl Theodor Dreyer, nach einem Kapitel aus dem Roman «In a Glass Darkly» von Joseph Sheridan Le Fanu
Kamera: Rudolph Maté
Musik: Wolfgang Zeller
Schnitt: Tonka Taldy
Mit: Julian West (Allan Gray), Maurice Schutz (der Schlossherr), Rena Mandel (Gisèle), Sybille Schmitz (Léone), Henriette Gérard (die alte Frau vom Friedhof), Jan Hieronimko (der Arzt), Albert Bras (der alte Diener), N. Babanini (seine Frau), Jane Mora (die Krankenschwester)
75 Min., sw, DCP, D/e