Das Restaurant Troisgros, vor über 90 Jahren gegründet und seit 55 Jahren mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet, liegt in der Gemeinde Roanne in Zentralfrankreich. Es wird in vierter Generation von der Familie Troisgros betrieben und ist ein Ort des Luxus, an dem sich der Vater und seine beiden Söhne mit grösster Leidenschaft und Geduld gemeinsam der Spitzengastronomie widmen. Menus plaisirs – Les Troisgros ist nicht in erster Linie eine Dokumentation über dieses Restaurant (in zahlreichen Passagen erfahren wir allerhand über die unterschiedlichen Lebensmittellieferant:innen), sondern erneut interessiert den Filmemacher das Innenleben eines Ortes mit seinen jeweiligen komplexen Regeln und wie sich die Mitarbeiter:innen und Gäste darin verhalten. Wie in La danse – le ballet de l’opéra de Paris, dem anderen zentralen französischen Film Wisemans, geht es schlussendlich auch hier um Menschen, die es in ihrem Beruf zu Perfektion gebracht haben. Und einmal mehr zeigt sich, dass die Kunst des Kochens und die des Filmemachens sehr viele Gemeinsamkeiten offenbaren.
«Nachdem Wiseman die meiste Zeit seines Filmemacherlebens damit verbracht hatte, dokumentarische Analysen von dysfunktionalen Institutionen und schwerfälligen Bürokratien zu drehen, drehte er in den letzten Jahren Filme, die, um es einfach auszudrücken, den Wert der menschlichen Zivilisation und die zu ihrer Erhaltung erforderlichen Anstrengungen aufzeigen. Seine Filme über das System der New York Public Library, das Ballett der Pariser Oper, die National Gallery in London und sogar über ein bescheidenes Boxzentrum in Austin zeigen, dass nicht alles verloren ist und dass Menschen, die mit einem gemeinsamen Ziel arbeiten, in der Tat gelungene Ergebnisse erzielen können. (...) Nach Jahrzehnten der Chronik des sozialen Zusammenbruchs und der organisatorischen Gleichgültigkeit könnte die letzte Zeile, die in Menus plaisirs – Les Troisgros gesprochen wird, als Wisemans filmische Abschiedsrede dienen: ‹Alles ist schön.› » (Michael Sicinski, cinema-scope.com)
Vor dem Film stellt Hannes Brühwiler sein Buch «Frederick Wiseman – Das Schauspiel der Gesellschaft» vor, das Aufsätze von internationalen Autor*innen und Filmemacher*innen versammelt. Mischa Hedinger, einer der Autoren, wird zu Gast sein.
Kamera: James Bishop
Schnitt: Frederick Wiseman
240 Min., Farbe, DCP, F/d