«Die Story dieses Films entwickelte Chaplin aus der Situation des Tramps auf dem Seil, eine Slapstickszene, die ihn faszinierte, weil der Tramp darin in einer ausweglosen Lage ist. An die Stelle des ursprünglich ins Auge gefassten Variétémilieus trat der Zirkus, und das gab Chaplin Gelegenheit, noch eine ähnliche Szene zu kreieren: der Tramp im Löwenkäfig. The Circus wird von solchen Slapstickszenen beherrscht, die gegenüber der Handlung ein starkes Eigenleben haben. Sie sind jedoch alle, wie in The Gold Rush, aus den Ängsten und Nöten des Tramps entwickelt. Spiegelkabinett und Panoptikum sind Fluchtsituationen, in die der Tramp als unschuldig Verfolgter gerät, und auch sein erster Auftritt im Zirkus ist unfreiwillig. Der Erfolg der ungeplanten "Nummer" führt zum Engagement als Clown, doch zeigt sich rasch, dass der Tramp nicht bewusst komisch sein kann. Die Zirkusproben werden zu einer Lektion Chaplins in Sachen Komik, der im Medium Film über sich selbst und seine Figur reflektiert und den Ursachen seiner komischen Wirkung nachspürt. Nur das Ungeplante, Überraschende erweist sich als komisch, während das fest verabredete, nach Regeln ablaufende Spiel steril bleibt. (...) Die heute im Verleih befindliche Tonversion mit Musik und dem von Chaplin selbst gesungenen Titelsong wurde erst 1970 herausgebracht und ist leicht gekürzt gegenüber der stummen Originalfassung.» (Helmut G. Asper, in: Metzler Film Lexikon)
Drehbuch: Charles Chaplin
Kamera: Roland Totheroh
Musik: Charles Chaplin
Mit: Charles Chaplin (Tramp), Merna Kennedy (Kunstreiterin, Stieftochter des Direktors), Henry Bergman (alter Clown), Harry Crocker (Rex, der Seiltänzer), Allan Garcia (Zirkusdirektor), George Davis (Zauberer), Stanley J. Sandford (Requisiteur), Steve Murphy (Taschendieb)
72 Min., 35 mm, Stummfilm mit Musik, 6 J