«Der Rand der Welt - the edge of the world - ist besäumt mit der Insel Hirta, was auf Gälisch nichts anderes bedeutet als Tod. Bereits im Titel suggeriert Englands ungewöhnlichster und unbritischster, also britischster Regisseur eine Tatsache, die keine ist und also die Landvermesser und mit ihnen alle anderen Liebhaber des staubigen Verstands und rechten Masses gegen sich wissen darf: dass das Nordmeer nicht nur ein Rollen aus Silber und Sturmdrohung verkörpert, sondern ein Grenzbereich zu den keltischen Nebeln des Übersinnlichen. Als er die dem Atlantik trotzenden Klippen sah, sagt Michael Powell, eine wilde winzige Inselgruppe, die zuletzt ihre scheinbaren Herrscher, die Menschen, besiegt, habe er geschworen, einen Film über diese Vertreibung zu machen - was er dann auch nach sechs Jahren Planung in fünf ereignisreichen Drehmonaten auf der sturmgepeitschten Shetlandinsel Foula tat. Welche Geschichte erzählt "The Edge of the World", wenn eine Rückblende erzählt, was Einheimische dem Regisseur erzählen? Ein Dreiecks-Melodram, ein Dokumentar-Essai über die Krise schottischer Crofters (gezwungen, sich zwischen Insel und Festland, alter und neuer Lebensform zu entscheiden) oder eine Art kosmische Ballade, in der die Trauerprozession mit dem Wachstum der Blumen und die Geburt des Kindes mit den verwelkten Landschaften uralter Frauengesichter aneinandergeraten? Wie in späteren Arbeiten entzieht sich Powell einstimrnigen Festlegungen. Weit entfernt von schläfriger Homogenität, erinnert dieser alles andere als geglättete oder dezent orchestrierte Film an Flaherty und Ford, um im selben Augenblick das Dokumentarische ins Phantastische zu wenden und in ein Kino hinüberzugleiten, dessen Schicksalszeichen und Todesomen ganz nahe am Zwielicht der Träume und Legenden angesiedelt sind.» (Harry Tomicek)
Drehbuch: Michael Powell
Kamera: Ernest Palmer, Skeets Kelly, Monty Berman
Musik: Cyril Ray
Schnitt: Derek Twist
Mit: Finlay Currie (James Gray), Niall MacGinnis (Andrew Gray), Grant Sutherland (Katechet), Campbell Robson (Gutsherr), George Summers (Kapitän), John Laurie (Peter Manson), Belle Chrystall (Ruth Manson), Eric Berry (Robbie Manson), Kitty Kirwan (Jean)
80 Min., 35 mm, E