Séverine, eine scheinbar glücklich verheiratete, aber unter masochistischen Zwangsvorstellungen leidende Frau aus grossbürgerlichem Milieu, ist plötzlich fasziniert von dem Gedanken, sich zu prostituieren. Heimlich beginnt sie, nachmittags in einem Edelbordell zu arbeiten. Ein Freier aus kriminellem Umfeld verliebt sich in sie, folgt ihr nach Hause und dringt schliesslich gewaltsam in ihren Gesellschaftskreis ein.
Buñuel zeigt, wie in vielen seiner Filme, die pathologischen Abgründe hinter bourgeoiser Fassade. Séverines Innenwelt wird zum Schauplatz eines Konflikts zwischen gesellschaftlicher Norm und unterdrückten Trieben. Mit äusserst diskreten Mitteln gelingt es dem Regisseur, Realität, Wunschvorstellung und Traum so ineinander fliessen zu lassen, dass der Wirklichkeitsstatus der Szenen immer unklarer wird.
Drehbuch: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière, nach dem Roman von Joseph Kessel
Kamera: Sacha Vierny
Schnitt: Louisette Hautecœur
Mit: Catherine Deneuve (Séverine Sérizy), Jean Sorel (Pierre Sérizy), Michel Piccoli (Henri Husson), Geneviève Page (Madame Anaïs), Francisco Rabal (Hippolyte), Pierre Clémenti (Marcel), Georges Marchal (Herzog), Françoise Fabian (Charlotte), Maria Latour (Mathilde), Francis Blanche (M. Adolphe), François Maistre (Professor), Macha Méril (Renée Févret)
100 Min., Farbe, 35 mm, F/d