Die Geschichte der schwedischen Königin Christina (1626-1689), die mit 28 Jahren den Thron aufgab und ihr Land verliess, um eine verbotene Liebe zu leben, wurde für die Verfilmung durch Rouben Mamoulian inhaltlich der Sexualmoral der Zeit und in sämtlichen Besetzungsfragen den Forderungen Greta Garbos angepasst: Statt in eine Hofdame verliebt sich Christina in einen spanischen Gesandten, den der beim MGM-Mogul Louis B. Mayer in Ungnade gefallene Stummfilmliebling und Garbos alte Liebe John Gilbert – notabene sehr charmant – verkörpert. Erotisch umso vieldeutiger schillert bis heute die berühmte Sequenz, in welcher die als Mann verkleidete Christina den Gesandten in einem Gasthaus umgarnt und in arge Nöte gerät, als er ihr Logis in seinem Zimmer anbietet. Und wer wollte schliesslich mit Faktentreue rechten, wenn Garbo am andern Morgen strahlend erwacht und im Liebestaumel selbst die Möbel in ihre Zärtlichkeiten einbezieht. Selten hat man den Star gewitzter und graziöser mit der Figur eins werden gesehen, und Mamoulians Regie trägt mit ihrem Sinn für sprechende Details das ihre zum märchenhaften Schmelz des Films bei. (afu) – Reedition mit neuer Kopie.
Drehbuch: Salka Viertel, H. M. Harwood, Ben Hecht, nach einer Erzählung von Salka Viertel, Margaret P. Levine
Kamera: William Daniels
Musik: Herbert Stothart
Schnitt: Blanche Sewell
Mit: Greta Garbo (Christine), John Gilbert (Don Antonio de la Prada), Ian Keith (Graf Magnus, Schatzkanzler), Lewis Stone (Oxenstjerna, Kanzler), Reginald Owen (Prinz Karl Gustav), Georges Renavent (französischer Gesandter), Gustav von Seyffertitz (General)
97 Min., sw, 35 mm, E/d/f, J/14