«1991 entsteht Prager Bettleroper nach einem Stück von Václav Havel: Captain Macheath ist ein Mann, der die Frauen liebt, Schönling, Casanova, Gangster. Sein Gegenspieler Peachum ist nur äusserlich der König der Unterwelt, in Wirklichkeit ein Handlanger der Mächtigen. Daneben betreibt er seine kleinen Geschäfte und wirtschaftet ein bisschen in die eigene Tasche. Diese Konstellation findet man weder in John Gays ‹Beggar’s Opera›, vor 250 Jahren entstanden, noch in Bertolt Brechts ‹Dreigroschenoper› (1928), sondern sie entstammt Václav Havels moderner Version, die 1975 eine einmalige Aufführung in der damaligen ČSSR erfuhr: Das Verbot liess nicht auf sich warten, Schauspieler und Publikum wurden von den Behörden verfolgt.
Jiří Menzel, der nach dem Ende des alten Regimes Václav Havels Stück endlich am Theater herausbringen konnte, drehte mit der Original-Bühnenbesetzung einen Film, der in tschechisch-deutscher Co-Produktion entstand. Menzel hatte mit Havel das Drehbuch geschrieben und konnte nach dem politischen Umschwung mit breitem Interesse rechnen.
Und in der Tat: Vor 20 Jahren verboten, hat die Prager Bettleroper kaum etwas von ihrer Aktualität verloren. Dass die Unterwelt mit der Polizei und diese mit ‹denen ganz oben› gemeinsame Sache macht, wollte man 1975 in Prag nicht auf der Bühne dulden, aber es trifft auch heute noch ins Schwarze. Noch immer bestimmen zwielichtige Wirtschaftsinteressen die Politik, immer noch bilden die kleinen Leute die Schlusslichter in der Gesellschaft, und die Macht des Kapitals hängt mittelbar und unmittelbar mit dem Verbrechen zusammen.» (Rheinische Post, Düsseldorf, rp-online.de)

Drehbuch: Jiří Menzel, nach Václav Havels Adaptation des Stückes "Beggar's Opera" von John Gay
Kamera: Jaromír Šofr
Musik: Jan Klusák
Schnitt: Jiří Brožek

Mit: Josef Abrhám (Macheath), Rudolf Hrušínský (Lockit), Marian Labuda (Peachum), Libuše Šafránková (Jenny), Barbora Leichnerová (Polly), Veronika Freimanová (Lucy), Jiří Zahajský (Pickpocket Harry)

94 Min., Farbe, 35 mm, Tsch/e