«Der einzige hauptsächlich englisch gesprochene Film der Brüder Taviani beginnt unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg und dreht sich um zwei unzertrennliche Brüder aus der Toskana, beide Steinmetze, die – wie ihre Vorfahren – romanische Kathedralen restaurieren. Plötzlich arbeitslos, reisen sie in die USA, um dort das Geld zu verdienen, das ihnen die Heimkehr und die Fortführung des väterlichen Geschäfts ermöglichen soll. Nach endlosen Rückschlägen ernten sie Anerkennung für ihre Arbeit an den babylonischen Elefanten für D. W. Griffiths Monumentalfilm Intolerance.
Wie in ihren früheren Filmen werfen die Tavianis einen schrägen und zutiefst persönlichen Blick auf die Geschichte, um eine Parabel von enormem Bedeutungsreichtum zu schaffen. Realismus vermengt sich mit Surrealem, Faktum mit Fiktion, und hinter einer scheinbar naiven Oberfläche verbirgt sich ein komplexes Geflecht bekannter Taviani-Themen: die Stärken und Defizite der Tradition und des Patriarchats, die Wichtigkeit von Vorstellungskraft, Erinnerung und kollektivem Streben. Typisch auch, dass jede Sentimentalität durch einen kühlen, formstrengen Regiestil in die Schranken gewiesen wird.» (Geoff Andrew, Time Out Film Guide) – Intolerance ist am 6. Juni in der Griffith-Reihe im Filmpodium zu sehen.

Drehbuch: Paolo und Vittorio Taviani, Giuliani G. De Negri, Tonino Guerra
Kamera: Giuseppe Lanci
Musik: Nicola Piovani
Schnitt: Roberto Perpignani

Mit: Vincent Spano (Nicola), Joaquim De Almeida (Andrea), Omero Antonutti («Babbo» Bonanno), Greta Scacchi (Edna Bonanno), Désirée Nosbusch-Becker (Mabel Bonanno), Charles Dance (D. W. Griffith), Bérangère Bonvoisin (Mrs. Griffith), David Brandon (Griffiths Aufnahmeleiter Grass), Brian Freilino (Griffiths Assistent Thompson), Margarita Lozano (die Venezianerin)

118 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f, J/14