«In Ma nuit chez Maud kehrt die Hauptfigur, ein Ich-Erzähler, gespielt vom jugendlichen Jean-Louis Trintignant, nach längerer Abwesenheit in seine Heimatstadt Clermont-Ferrand zurück. Hier beschliesst er bald zu heiraten, und eigentlich hat er auch schon ein ‹Opfer› im Auge, eine junge Frau, die es ihm angetan hat, obwohl er sie kaum kennt. Bevor es zur erwünschten Annäherung kommt, verbringt der heiratswillige Junggeselle ganz zufällig noch eine Nacht bei Maud, der Bekannten eines Freundes – mit Gesprächen über Gott und die Moral vor allem. Es wird die ominöse Nacht bei Maud, eines jener Ereignisse in seinem Leben, die sich unauslöschlich festnagen und sentimental machen, weil sie sich unwiderruflich so und nicht anders zugetragen haben. (…) Ma nuit chez Maud ist (…) so etwas wie der Kern der sechs ‹Moralischen Geschichten›. Sie (…) gehören nicht zuletzt wegen ihrer Einfachheit zum Feinfühligsten in der Kinogeschichte. (…) Hier, wie in zahlreichen anderen Filmen von Rohmer, setzt sich eine Figur selbst ins Abseits. Wie sie das tut, ganz zielgerichtet und immer bewusst, das gehört zu den faszinierendsten Momenten an allen Arbeiten des filmischen Gefühlschirurgen Rohmer.» (Walter Ruggle, Tages-Anzeiger, 4.6.1987)
Drehbuch: Éric Rohmer
Kamera: Néstor Almendros
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
Schnitt: Cécile Decugis
Mit: Jean-Louis Trintignant (Jean-Louis), Françoise Fabian (Maud), Marie-Christine Barrault (Françoise), Antoine Vitez (Antoine Vidal), Marie Becker (Marie, Mauds Tochter), Anne Dubot (die blonde Freundin), Léonide Kogan (der Violinist)
113 Min., sw, 35 mm, F/d