«Anhand authentischer Dokumente aus dem 19. Jahrhundert erzählt Werner Herzog die Passionsgeschichte des Aussenseiters Kaspar Hauser: 1829 in Nürnberg als sprach- und entwicklungsgestörtes Findelkind aufgefunden, wird der Junge zum Studienobjekt für Ärzte, Pädagogen und Theologen, erfährt die Erziehungs- und Eingliederungsversuche der Biedermeiergesellschaft, verharrt jedoch in skeptischer Distanz zu seiner neuen Umwelt. (...)
Mit beeindruckender stilistischer Konsequenz und radikalem Erkenntniswillen beschreibt der Film den Prozess der Zivilisation als gefährliche Gratwanderung, die soziale Integration als Identitäts- und Phantasieverlust. Einerseits unschuldiges Naturkind, andererseits ein apokalyptischer Visionär, der die Widersprüche seiner Umgebung sensibel wahrnimmt und schmerzvoll durchlebt, wird der Held (herausragend verkörpert vom Laiendarsteller Bruno S.) zur tragischen Symbolfigur der Moderne zwischen rationalem Nützlichkeitsdenken und abgründiger Existenzangst.» (Lexikon des int. Films)
Drehbuch: Werner Herzog
Kamera: Jörg Schmidt-Reitwein
Musik: Johann Pachelbel, Orlando di Lasso, Tommaso Albinoni
Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus
Mit: Bruno S. (Kaspar), Walter Ladengast (Professor Daumer), Brigitte Mira (Käthe), Herbert Achternbusch (Bauernbursche), Enno Patalas (Pastor Fuhrmann), Alfred Edel (Professor der Logik), Willy Semmelrogge (Zirkusdirektor), Volker Prechtel (Gefängniswärter)
109 Min., Farbe, 35 mm, D, J/14