Durch Günter Grass' Autobiografie und das dort gemachte, späte Geständnis seiner kurzfristigen Zugehörigkeit zur Waffen-SS als Jugendlicher wurde erst evident, wie weit seine 1961 publizierte Novelle «Katz und Maus» autobiographisch, doch auch beschönigend war. Der Grass’sche Protagonist, der Danziger Gymnasiast Joachim Mahlke, kompensiert einen übergrossen Adamsapfel in den Kriegsjahren ab 1941 mit manischem Leistungsstreben und Rekorden, wodurch er im Kreis einiger Schulfreunde und eines burschikosen Mädchens auf einem gestrandeten britischen U-Boot allmählich einen bizarren Heldenstatus erlangt. Nach dem Diebstahl einer militärischen Auszeichnung in die Enge getrieben, meldet er sich freiwillig zur Wehrmacht.
Hansjürgen Pohlands Verfilmung von 1967 ist ein Zeitdokument, das dem starken Stoff zwar einige aufgesetzte Modernismen beifügt, die Stimmungen der Jugendlichen in der NS-Propaganda-Maschinerie aber auch leichthändig einfängt. Die Dreharbeiten der westdeutschen Crew im polnischen Danzig, eine witzige, im Vergleich zum Buch bereits entschärfte Onanierszene sowie die Verkörperung des jüngeren und älteren Mahlke durch die Söhne Willy Brandts sorgten seinerzeit für einen kleinen Skandal. (afu)
Drehbuch: Michael Hinz, Hansjürgen Pohland, Herbert Weissbach, Helmut Kircher, nach einer Erzählung von Günter Grass
Kamera: Wolf Wirth
Musik: Attila Zoller
Schnitt: Christa Pohland
Mit: Peter Brandt (Joachim Mahlke), Lars Brandt (jüngerer Mahlke), Wolfgang Neuss (Pilenz), Claudia Bremer (Tulla), Herbert Weißbach (Klohse), Ingrid van Bergen (Mahlkes Tante), Michael Hinz (Jagdflieger), Helmut Kircher (Kapitänleutnant), Christof Arnold (Sonntag), Hans-Peter Brandes (Esch)
89 Min., sw, 35 mm, D