Ein Dorf in der bayrischen Provinz der vorindustriellen Zeit verfällt in dumpf-apokalyptisches Brüten, nachdem der Meisterbläser der lokalen Glashütte das Geheimnis der Rubin-Glasherstellung mit ins Grab genommen hat. Die Stagnation steigert sich in schlafwandlerischen Wahnsinn, als der Sohn des Hüttenbesitzers im menschlichen Blut die entscheidende Zutat zu finden meint.
In konsequenter Fortsetzung und Übersteigerung seines Kaspar-Hauser-Films Jeder für sich... hat Herzog mit diesem sperrigen «film maudit» den kühnsten Gegenentwurf zum realistischen «Neuen Heimatfilm» des Jungen Deutschen Films geschaffen. Das Dorf am Ende der Zivilisation und des Fortschritts wird unter Beizug stilisierter Ur-Landschaftsbilder aus aller Welt zum Sinnbild für die Absurdität menschlichen Handelns schlechthin, seine Bewohner – Laien- und Profidarsteller, die mehrheitlich unter Hypnose spielen – bewegen sich wie in Trance. Die durchstilisierten statischen Bilder werden zur Malerei, und die von Herbert Achternbuschs Vorlage geprägten Dialoge, eine krause Mischung aus bayrischem Dialekt, altem Beamtendeutsch und bizzarren Untergangsprophezeiungen, versetzen allem einen surrealen Drall. Die Schlusssequenz, in der sich die Achternbusch-Herzog'sche Welt zur symbolhaften Vision verdichtet, gehört zum Grossartigsten, das der Junge Deutsche Film hervorgebracht hat. (afu)
Drehbuch: Herbert Achternbusch, Werner Herzog
Kamera: Jörg Schmidt-Reitwein
Musik: Popol Vuh, Studio der frühen Musik
Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus
Mit: Josef Bierbichler (Hias, Hüter und Hellseher), Stefan Güttler (Hüttenbesitzer), Clemens Scheitz (Adalbert, Diener), Volker Prechtel (Wudy), Sonja Skiba (Ludmilla), Brunhilde Klöckner (Paulin, Närrin), Wolf Albrecht, Thomas Binkley, Janos Fischer
94 Min., Farbe, 35 mm, D