Der zweite Teil von Bergmans Trilogie über das Schweigen Gottes ist der asketischste und schonungsloseste; allein die Meisterschaft der visuellen und dramaturgischen Komposition helfen hier ein Stück weit über die trostlose Härte der Konzeption hinweg.
An einem aschgrauen Wintermorgen vollzieht ein vergrippter älterer Landpfarrer vor einem Häuflein verlorener Seelen eine sinnentleerte Abendmahlszeremonie, der Mann ist seit dem Tod seiner Frau in einer tiefen Glaubens- und Lebenskrise. Als ihn der offene Heiratsantrag seiner unterwürfigen Geliebten sowie der Hilferuf eines verwirrten Fischers auf die Probe stellen, versagt er jämmerlich. Statt Mitgefühl bringt er nur Selbstmitleid auf, statt Liebe nur eisige Kälte. Die kirchliche Filmkritik sprach von einem «unbequemen Film», in Wahrheit war es ein Aufschrei in der Gottesverlassenheit und eine Totalabrechnung mit der klerikaler Bigotterie. Hatte Bergman die Existenz der Liebe am Ende von Wie in einem Spiegel noch zum göttlichen Zeichen erhoben, so demontierte er diese «Beweisführung» hier gleich wieder als billige Trostrhetorik. Unerbittlicher, auch gegen sich selbst, geht’s nicht. (afu)
Drehbuch: Ingmar Bergman
Kamera: Sven Nykvist
Schnitt: Ulla Ryghe
Mit: Gunnar Björnstrand (Tomas Ericsson), Ingrid Thulin (Märta Lundberg), Max von Sydow (Jonas Persson), Gunnel Lindblom (Karin Persson), Allan Edwall (Algot Frövik), Olof Thunberg (Fredrik Blom)
80 Min., sw, 35 mm, Schwed/d/f