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Annie Hall

Mit Annie Hall präsentieren wir zum zweiten Mal einen Wunschfilm, den Mitglieder des Filmpodium-Fördervereins ausgewählt haben. Woody Allens Durchbruch vom Komiker zum Komödienregisseur bleibt bis heute einer seiner schönsten Filme.

«Alles vergeht – die Lust, die Liebe, das Leben und endlich auch das Universum.» So erlebt es jedenfalls der Komiker Alvy Singer, beruflich erfolgreich, mit vierzig zweimal geschieden und nach der Trennung von seiner Freundin Annie inmitten einer vehementen Midlifecrisis. Annie Hall, ursprünglichen zweineinhalb Stunden lang, ist der Rückblick auf diese Liebesbeziehung: ein Potpourri ebenso witziger wie rührender Momentaufnahmen, die scheinbar spontan Alvys sprunghaften Erinnerungen folgen, dabei überborden von komischen Dialogen und liebevoll-satirischen Blicken auf die sprichwörtlich gewordene Spezies der New Yorker Stadtneurotiker. Erstmals halten sich Ernst und Ironie bei Allen die Waage, stellen sich die Gags ganz in den Dienst der Geschichte.
«Allen traf mit Annie Hall den Nerv der siebziger Jahre, die narzisstische Ich-Suche von Intellektuellen und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nach der sexuellen Revolution: Der Konflikt zwischen emanzipationsbedürftigen Frauen und dominanzgewöhnten Männern nach der Verabschiedung der tradierten Rollenvorstellungen und ihr Versuch, trotzdem miteinander zu leben. Mit vier Oscars ausgezeichnet (für Drehbuch, Regie, Hauptdarstellerin und als bester Film) bedeutete Annie Hall für Allen auch den Durchbruch bei der Kritik: Erstmals wurde er als Filmemacher anerkannt und nicht bloss als filmender Komiker. Es ist ein persönlicher, im weiteren Sinne autobiographischer Film: Allen, der Bergman und Fellini zu seinen Vorbildern zählt, repräsentiert eine amerikanische Variante des europäischen Autorenkinos.» (Christina Bornemann, in: Metzler Filmlexikon)

Woody Allen (USA 1977)

Die «nervöse Romanze» Annie Hall wurde Allens Durchbruch beim breiten Publikum. Waren bis anhin alle Frauenrollen bloss Assistenzfigur der One-Man-Show Woody Allen, fand dieser in seiner damaligen Lebenspartnerin Diane Keaton die kongeniale Darstellerin einer zum «Stadtneurotiker» komplementären Rolle. Die komplexe Erzählstruktur mit verschachtelten achronologischen Rückblenden widerspiegelt die psychoanalytische Rekonstruktion einer gescheiterten Beziehung zweier schwieriger Exponenten des «Ich-Jahrzehnts», und der innovative Umgang mit geteilter Leinwand, Gedankenuntertiteln und selbstdistanzierender Doppelbelichtung gewährt ironischen Einblick ins Seelenleben, der jedem Psychiater verwehrt bleibt.
«Alles vergeht – die Lust, die Liebe, das Leben und endlich auch das Universum. So erlebt es jedenfalls der Komiker Alvy Singer, beruflich erfolgreich, mit vierzig zweimal geschieden und nach der Trennung von Annie Hall inmitten einer vehementen ‹midlife crisis›. Wieder einmal scheint seine Maxime bestätigt: Du hättest schon Glück, (nur) unglücklich zu sein. (...) "Anhedonia" lautete der Arbeitstitel des Films, der die Lebensgeschichte dieses glücksunfähigen New Yorkers erzählen sollte. Die von zweieinhalb Stunden auf 93 Minuten gekürzte, erst im Schneideraum konzipierte Endfassung konzentriert sich auf die Liebesgeschichte zwischen dem renommierten Neurotiker aus Manhattan und einem verunsicherten Collegegirl aus der Provinz, das sich allerdings zur eigenständigen Persönlichkeit und erfolgreichen Sängerin emanzipiert. Doch wird keine geradlinige Lovestory nach der Erfolgsdramaturgie des Hollywood-Kinos vorgeführt; das Strukturprinzip erinnert eher an das Verfahren der Psychoanalyse: den Assoziationen des Protagonisten folgend, werden Erinnerungsfragmente unchronologisch zu einer Beziehungsgeschichte montiert, die nur partiell die gemeinsame eines Paares ist. Durch Trick- und Split-Screen-Technik die Realitätsgrenzen wiederholt überschreitend, verselbständigt sich Alvys Bewusstseinsstrom zu einer Erzählung, die relativiert wird, sobald sich Annies Eigenleben als Korrektiv etabliert (zumindest für die Zuschauer).» (Jürgen Felix, in: Reclam Filmklassiker)
«Allen traf mit Annie Hall den Nerv der 70er Jahre, die narzisstische Ich-Suche von Intellektuellen und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nach der sexuellen Revolution: Der Konflikt zwischen emanzipationsbedürftigen Frauen und dominanzgewöhnten Männern nach der Verabschiedung der tradierten Rollenvorstellungen und ihr Versuch, trotzdem miteinander zu leben. Mit vier Oscars ausgezeichnet (für Drehbuch, Regie, Hauptdarstellerin und als bester Film) bedeutete Annie Hall für Allen auch den Durchbruclh bei der Kritik: Erstmals wurde er als Filmemacher anerkannt und nicht bloss als filmender Komiker. Es ist ein persönlicher, im weiteren Sinne autobiographischer Film: Allen, der Bergman und Fellini zu seinen Vorbildern zählt, repräsentiert eine amerikanische Variante des europäischen Autorenkinos.» (Christina Bornemann, in: Metzler Filmlexikon)

Drehbuch: Woody Allen, Marshall Brickman
Kamera: Gordon Willis
Schnitt: Ralph Rosenblum, Wendy Greene Bricmont

Mit: Diane Keaton (Annie Hall), Woody Allen (Alvy Singer), Tony Roberts (Rob), Carol Kane (Allison), Paul Simon (Tony Lacey), Shelley Duvall (Pam), Janet Margolin (Robin), Christopher Walken (Duane Hall), Colleen Dewhurst (Mrs. Hall), Donald Symington (Mr. Hall), Sigourney Weaver (Alvys Date vor Theater), Truman Capote (Truman-Capote-Doppelgänger, ungenannt)

93 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f, 14/12 J

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Di.,
17.4.2007
18:15
Fr.,
20.4.2007
20:45