Im Glasgow des 19. Jahrhunderts sieht sich eine bürgerliche junge Frau in die Enge getrieben durch die Forderung ihres tyrannischen Vaters, dem Werben eines angesehenen Mannes nachzugeben und ihrer Liebe zu einem kaum gesellschaftsfähigen Charmeur französischer Herkunft zu entsagen, der über die Liaison mit der Bürgerstochter seinerseits den Aufstieg vom kleinen Angestellten zum respektablen Bürger zu schaffen hofft. Je länger die junge Frau sich windet und in Lügen verstrickt, desto auswegloser wird ihre Situation, bis ihr schliesslich der Mord am Liebhaber als letzte Lösung erscheint.
Leans vielleicht meistverkannter Film registriert mit der kühlen, konzentrierten Präzision seines ganzen Frühwerks, wie eine weitere seiner gefangenen Heldinnen vor Revolte und Romantik zurückschreckt und vor lauter Lavieren schliesslich alle Handlungsmöglichkeiten verspielt. Die tiefe Irritation, die der Film schon bei der Premiere auslöste, rührt zunächst vom abrupten Umschlagen des Melo- ins Gerichtsdrama nach halber Erzählzeit, schliesslich auch von der systematisch verweigerten Antwort auf die Frage, ob die Heldin ihren Liebhaber tatsächlich ermordet hat. Vordergründiger Anlass für beides ist der dem Film zugrunde liegende authentische Kriminalfall, der tatsächlich ungelöst blieb, doch resultiert dies auch in einer verblüffenden Vorwegnahme offen-modernen Erzählens. (afu)
Drehbuch: Stanley Haynes, Nicholas Phipps
Kamera: Guy Green
Musik: William Alwyn
Schnitt: Geoffrey Foot
Mit: Ann Todd (Madeleine Smith), Norman Wooland (William Minnoch), Ivan Desny (Emile L'Angelier), Leslie Banks (James Smith), Edward Chapman (Dr. Thompson), Elizabeth Sellars (Christina Hackett), Patricia Raine (Bessie Smith), Eugene Deckers (Thuau), André Morell (Verteidiger), Barry Jones (Staatsanwalt), Susan Stranks (Janet Smith)
114 Min., sw, 35 mm, E/e