Mitten in der Nacht trifft in Le Havre ein Deserteur ein. In einer kleinen Hafenkneipe begegnet er der schönen Nelly, verliebt sich in sie und gerät dadurch in einen Streit zwischen ihrem Adoptivonkel und einem ihrer Verehrer.
Carné kreiert mit seinem dritten Spielfilm ein Universum, schwarz und verträumt-romantisch zugleich, in dem utopische Träumereien die Zukunft ersetzen. Die kurzen Momente des Glücks umgibt der Regisseur mit einer Aura des Paradiesischen. Jean Gabin als schroffer und doch gefühlvoller Held wurde mit dieser Rolle zur Ikone; Michèle Morgan, später «die Garbo des französischen Kinos», war in diesem Film gerade mal 18 Jahre jung und wurde für ihre Rolle von Coco Chanel in einen transparenten Regenmantel gekleidet – neben Jean Gabin in seiner muffigen Soldatenkluft ein umwerfender Anblick. (th)
«Nicht allein der gesellschaftskritische Charakter der Poetik Carné-Préverts bestimmt den Rang eines Films wie Quai des brumes, sondern auch die Qualität seiner Fotografie, die pointierten Dialoge, die zwischen Realismus und Irrealismus abgewogenen Dekors, die Musik, die Leistung der Darsteller, die Verwendung der Geräusche. Carnés Leistung war es, alle filmischen Formelemente zu einem dichten und präzis kontrollierten Stil zu verschmelzen.» (Ulrich Gregor/Enno Patalas: Geschichte des Films)
Drehbuch: Jacques Prévert, nach dem Roman von Pierre Mac Orlan (=Pierre Dumarchais)
Kamera: Eugen Schüfftan, Louis Page
Musik: Maurice Jaubert
Schnitt: René Le Hénaff
Mit: Jean Gabin (Jean), Michèle Morgan (Nelly), Michel Simon (Zabel), Pierre Brasseur (Lucien), Robert Le Vigan (der Maler), Edouard Delmont (Panama), Raymond Aimos (Quart Vittel, der Clochard), Jenny Burnay (Luciens Freundin), René Génin (der Arzt), Marcel Pérès (Lastwagenfahrer), Kiki (Hund)
91 Min., sw, 35 mm, F/d, J/12