Ein 13-jähriger Marinekadett, Sohn eines frisch pensionierten Bankbeamten, wird zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt und muss die Schule verlassen. Sein Vater riskiert sein ganzes Vermögen und das Glück der weiteren Familienmitglieder, um mit Hilfe eines brillanten Anwalts eine Neubeurteilung des Falls vor dem englischen Parlament durchzusetzen.
Ein klassischer Plot über verletztes Ehr- und Rechtsgefühl (nach einem wahren Fall von 1912), die Dialogkunst des Dramatikers Terence Rattigan (der selbst sein 1946 uraufgeführtes Theaterstück adaptierte) und die «unsichtbare» Regie Anthony Asquiths (der als Sohn eines einstigen Premierministers von intimen Milieukenntnissen profitierte): The Winslow Boy vereinigt klassisches Filmhandwerk zu einem ostentativ «altmodischen» Meisterstück, das intimes Familien- und öffentliches Gerichtsdrama perfekt ausbalanciert. Aus der glänzenden Besetzung ragen Cedric Hardwicke und Robert Donat als zwei Varianten des urbritischen Ehrenmanns mit «stiff upper lip» heraus: Während Hardwicke in der Vaterrolle einen mittelständischen Patriarchen gibt, der unter dem Einfluss des Falls rapide altert und endlich seine Härte verliert, ist Donat als Anwalt ganz aristokratischer Snob, der sich bis zuletzt nur widerwillig in die Karten blicken lässt. Elegant verknüpft werden diese beiden Entwicklungslinien durch die Tochter des Hauses, die beide Männer so subtil wie entscheidend beeinflusst. (afu)
Drehbuch: Terence Rattigan, Anatole de Grunwald, nach einem Theaterstück von Terence Rattigan
Kamera: Freddie Young
Musik: William Alwyn
Schnitt: Gerald Turney-Smith
Mit: Cedric Hardwicke (Arthur Winslow), Robert Donat (Sir Robert Morton), Margaret Leighton (Catherine Winslow), Marie Löhr (Grace Winslow), Neil North (Ronnie Winslow), Jack Watling (Dickie Winslow), Basil Radford (Desmond Curry), Kathleen Harrison (Violet, das Dienstmädchen), Frank Lawton (John Watherstone), Francis L. Sullivan (Generalstaatsanwalt)
117 Min., sw, Digital SD, E/d/f