Ein entflohener Sträfling sucht Unterschlupf bei seiner einstigen Geliebten, die unterdessen mit einem behäbigen Kleinbürger verheiratet ist und es mit dessen drei halbwüchsigen Kindern im engen Reihenhäuschen kaum aushält. Dies ist die erzählerische Ausgangslage für einen phänomenalen Einblick ins zerbombte Londoner East End von 1947 und eine der erstaunlichsten Ealing-Produktionen überhaupt: ein verregnetes Wochenende im Leben eines Dutzends Figuren, von der verhärmten Ex-Barmaid über kühl kalkulierende junge Frauen und freche Bengel bis zu schiefgesichtigen Halbweltfiguren und stoischen Polizisten. Verwoben sind diese Vignetten über die Träume und Sackgassen des Lebens in einen unerhört dichten Erzählteppich voller überraschender Rückblenden, dramatisch und metaphorisch perfekt gebündelt werden sie zu einem nächtlichen Finale zwischen Abstellgleisen.
Robert Hamer (1911–1963), der Regisseur dieses kaltfeuchten Fiebertraums zwischen poetischem Realismus, zeitgenössischem Noir und späterem Spülsteinrealismus, drehte 1949 Kind Hearts and Coronets und blieb für den Rest seines kurzen Lebens im Schatten dieses einen komödiantischen Grosserfolgs, seiner verdrängten Homosexualität und seiner schweren Alkoholabhängigkeit. Das Tragische war ihm näher als das Komische: It Always Rains on Sunday ist sein kaum bekanntes Meisterwerk. (afu)
Drehbuch: Angus MacPhail, Robert Hamer, Henry Cornelius, nach dem Roman von Arthur La Bern
Kamera: Douglas Slocombe
Musik: Georges Auric
Schnitt: Michael Truman
Mit: Googie Withers (Rose Sandigate), Edward Chapman (George Sandigate), John McCallum (Tommy Swann), Jack Warner (Det. Sgt. Fothergill), Susan Shaw (Vi Sandigate), Patricia Plunkett (Doris Sandigate), David Lines (Alfie Sandigate), Sydney Tafler (Morry Hyams), Betty Ann Davies (Sadie Hyams), Jimmy Hanley (Whitey), John Slater (Lou Hyams)
92 Min., sw, 35 mm, E