Allens «problem play» führt zwei Geschichten parallel: Der erfolgreiche Augenarzt Dr. Judah Rosenthal lässt seine Geliebte umbringen und bleibt straflos, während der unbedeutende Dokumentarfilmer Cliff Stern für die Entlarvung des Kotzbrockens Lester, eines TV-Erfolgsproduzenten, büssen muss.
Seine ersten Alterswerke September (1987), Another Woman (1988) und seine Episode aus New York Stories (1988) verdichtete Allen mit Crimes and Misdemeanors zum «dunklen und beunruhigenden Meisterwerk, das in der Diskussion von Wertmassstäben und in der Aufnahme religionsphilosophischer Komponenten (beinahe) alles in Frage stellt, einschliesslich Allens eigenen Arbeiten.» (Hans Gerhold: Woodys Welten, Frankfurt 1991)
«Crimes and Misdemeanors gehört zu Allens besten Filmen. (…) Die Implikationen sind indes düster: Die Sünder werden belohnt, die Schuldlosen bestraft. (…) Martin Landau ist nie besser als dann, wenn er sein eigenes Verhalten nicht fassen kann. Es scheint dann, als ob er sich von aussen mit einer Art von Faszination zuschauen würde. Er sieht, was er tut und tut nichts, um dies zu stoppen. In seinen eigenen Worten: Er ist das Augenpaar Gottes.» (Roger Ebert, Chicago Sun-Times, 11.9.2005)
Drehbuch: Woody Allen
Kamera: Sven Nykvist
Musik: Johann Sebastian Bach, Irving Berlin, Cole Porter, Franz Schubert u. a.
Schnitt: Susan E. Morse
Mit: Martin Landau (Judah Rosenthal), Woody Allen (Cliff Stern), Anjelica Huston (Dolores Paley), Alan Alda (Lester), Mia Farrow (Halley Reed), Claire Bloom (Miriam Rosenthal), Jerry Orbach (Jack Rosenthal), Sam Waterston (Ben), Joanna Gleason (Wendy Stern), Stephanie Roth (Sharon Rosenthal), Jenny Nichols (Jenny), Martin S. Bergmann (Prof. Louis Levy)
104 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f, 14/12 J