1989 wurde in Teheran ein filmverrückter Arbeitsloser verhaftet, der sich einer wohlhabenden Familie gegenüber als der bekannte Filmregisseur Mohsen Makhmalbaf ausgegeben und in deren Haus für einen angeblich neuen Film geprobt hatte. Nachdem Kiarostami aus der Zeitung von diesem Fall erfahren hatte, konnte er den falschen und den echten Makhmalbaf sowie zahlreiche weitere Beteiligte davon überzeugen, die Geschehnisse inklusive das eben erst anlaufende Gerichtsverfahren für seine Kamera nachzuspielen. Das Resultat, Close-Up, ist Kiarostamis unübertroffenes, im Westen aber wenig bekanntes Meisterwerk, das sich nach trügerisch simplem und beschaulichem Einstieg zu einer Schwindel erregenden, zuletzt kaum mehr durchschaubaren Mischung aus Dokumentarfilm, Mockumentary und Dokudrama steigert und dabei ebenso raffiniert wie berührend die Wahrhaftigkeit sozialer Rollen und die befreiende Wirkung des Rollenspiels reflektiert. Indem der kunstselige falsche Makhmalbaf seine Hochstaplerrolle nämlich nochmals spielen darf und vor Gericht erklären muss, gewinnt er allmählich eine Grösse, Tiefe und Tragik, die man ihm anfänglich nie zugetraut hätte. Das ist das Geniale an diesem Film: Er verliert sich nie im Spiegelkabinett seiner Inszenierungsebenen, sondern lässt einen Menschen daraus hervorgehen, den man nie vergisst. (afu)
Drehbuch: Abbas Kiarostami
Kamera: Ali Reza Zarrindast
Schnitt: Abbas Kiarostami
Mit: Hossain Sabzian (er selbst), Mohsen Makhmalbaf (er selbst), Abolfazl Ahankhah (er selbst), Mehrdad Ahankhah (er selbst), Mahrokh Ahankhah (sie selbst), Monoochehr Ahankhah (er selbst), Hossain Farazmand (Reporter), Hooshang Shamaei (Taxifahrer), Mohammad Ali Barrati (Soldat), Davood Goodarzi (Sergeant), Haj Ali Reza Ahmadi (Richter), Abbas Kiarostami (er selbst)
98 Min., Farbe, Digital HD, Farsi/e