«In den besten Momenten genial, allzu oft sentimental.» So ungefähr lautet der heutige Standardvorbehalt gegen Charlie/Charles Chaplin. Mag er für Chaplins Langfilme teilweise zutreffen, so wird er vielfach widerlegt von den Kurzfilmen der zehner und anbrechenden zwanziger Jahre, unter denen der Halbstünder The Idle Class einen Höhepunkt darstellt. In einer umwerfenden Doppelrolle spielt Chaplin nebst seinem Standardpart als Tramp hier auch einen versnobten Millionär und Alkoholiker, der von seiner Frau soeben verlassen worden ist. Während der Tramp die High Society auf dem Golfplatz eines Kurorts mit Ballkapriolen foppt, kämpft der Millionär mit seiner Vergesslichkeit und mogelt sich mit hinreissenden Notbehelfen hosenlos aus einer Hotellobby. Die Begegnung der Doppelgänger auf einem Maskenball scheint zunächst auf die übliche sentimentale Chaplin-Wendung hinauszulaufen, bei der die Frau vom nutzlosen Snob zum treuherzigen Tramp überläuft, entwickelt sich aber gegen das angelegte Schema: frecher als erwartet und noch lustiger als erhofft. (afu)
Drehbuch: Charles Chaplin
Kamera: Roland Totheroh
Musik: Charles Chaplin (1971)
Schnitt: Charles Chaplin (ungenannt)
Mit: Charles Chaplin (Tramp/Ehemann), Edna Purviance (vernachlässigte Ehefrau), Mack Swain (ihr Vater), Henry Bergman (schlafender Landstreicher/Gast in Polizeiuniform), Al Ernest Garcia (Polizist im Park/Gast), John Rand (Golfspieler/Gast), Rex Storey (Taschendieb/Gast), Lillian McMurray (Dienstmädchen), Lita Grey (Dienstmädchen)
30 Min., sw, 35 mm, Stummfilm mit Musik, e/d/f Zw'titel