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To Have and Have Not

Viele klassische Filme leben nicht nur von den Stars, sondern mindestens so sehr von profilierten Nebenrollen. Es ist eine eigene Kunst, in kurzen Auftritten mit klaren Strichen eine glaubhafte und einprägsame Figur entstehen zu lassen. Ihren Vertretern widmet Martin Girod sein Schauspielerporträt im Juli.

Wer kennt ihn nicht, den ewig unrasierten, vor sich hinschimpfenden, meist auch etwas alkoholisierten Cowboy vom Dienst? Doch die wenigsten wissen, dass der amerikanische Schauspieler, dessen Name ihnen kaum vertraut ist, ein vielseitiger Darsteller war, der neben solchen Klischeefiguren auch mit ganz anders gearteten Nebenrollen, ja sogar mit einigen differenzierten Hauptrollen aufwarten konnte.
Ähnlich vertraut ist Kennern des französischen Films die hagere, eher etwas steife Silhouette eines gross gewachsenen Mannes, den sie in einigen umfangreicheren Rollen (etwa in Buñuels L'âge d'or oder Renoirs La règle du jeu) gesehen haben, der sich ihnen aber ebenso in unzähligen Kurzauftritten eingeprägt hat. Schliesslich wirkte er in einer Vielzahl von Stummfilmen und in über 70 Tonfilmen mit – darunter in vielen von Jacques Becker.
Walter Brennan (1894–1974) und Gaston Modot (1887–1970): Wenigstens diese zwei Profile seien namhaft gemacht, stellvertretend für ihre unzähligen Kollegen und Kolleginnen.

Howard Hawks (USA 1944)

Auf der französischen Insel Martinique verfolgt das Vichy-Regime gaullistische Untergrundkämpfer. Der Amerikaner Harry Morgan lebt von der Vermietung seines Kabinenkreuzers an reiche Touristen und verhält sich – ‹I stick my head out for nobody› – politisch neutral, bis ihn das brutale Verhalten der Polizei dazu bringt, Partei für den Widerstand zu ergreifen.
«Recht frei nach Hemingways Roman überträgt Howard Hawks mit gelassenster Selbstverständlichkeit seinen Professionalismus in die Südsee: Der zynische Bogart (der nie so gut ist wie bei Hawks) engagiert sich dann doch für revolutionäre Waffenschieber, aber was bedeutet das neben Walter Brennans loyalem Trunkenbold, der immer wieder kryptisch murmelt ‹Have you ever been stung by a dead bee?›, der schmierigen Atmosphäre von Hotellobbys und Nachtclubs irgendwo in einer Studiokaribik, (…), dem knappen Wortwitz, der die Gefühle der Charaktere mit grösster Lässigkeit unterspielt und den sexuell konnotierten Wortgefechten der die Leinwand auffressenden Hauptdarsteller.» (Christoph Huber, Viennale 2004)
«Hawks' deutlichste Stellungnahme zur Notwendigkeit, entweder Verantwortung für andere zu übernehmen oder die eigene Selbstachtung – für Hawks die Summe der Moral – über Bord zu werfen.» (Phil Hardy, Time Out Film Guide)

Drehbuch: Jules Furthman, William Faulkner, nach dem Roman von Ernest Hemingway
Kamera: Sidney Hickox
Musik: Franz Waxman, William Lava
Schnitt: Christian Nyby

Mit: Humphrey Bogart (Harry «Steve» Morgan), Lauren Bacall (Marie «Slim» Browning), Walter Brennan (Eddie), Hoagy Carmichael (Cricket), Dolores Moran (Mme Hellene de Bursac), Walter Molnar (Paul de Bursac), Sheldon Leonard (Lt. Coyo), Marcel Dalio (Gerard), Walter Sande (Johnson), Dan Seymour (Capt. M. Renard), Aldo Nadi (Renards Leibwächter)

100 Min., sw, 35 mm, E/d/f

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Mi.,
13.7.2011
19:15
Sa.,
16.7.2011
20:45