Inspiriert von Bruce Springsteens Song «Highway Patrolman» erzählt Sean Penn in seiner ersten Drehbuch- und Regiearbeit vom Polizisten Joe Roberts und dessen Tunichtgut-Bruder Frankie im mittleren Westen der sechziger Jahre. Während Joe mit seiner massigen Gutmütigkeit und mit seiner freundlichen jungen Familie das ursolide ländliche Amerika verkörpert, ist sein Bruder Frankie ein ewig Getriebener, der zwischen Zynismus, Selbstmitleid und Gewaltausbrüchen schwankt. Zwei Filmstunden lang versucht Joe seinen Bruder auf die rechte Bahn zu bringen, doch weder Familie noch Job, noch eine neue Freundin – Patricia Arquette als quirlige White-Trash-Schussel – können den Bad Boy auf Dauer stabilisieren. Penn interessiert sich bei der Zeichnung der ungleichen Brüder weniger für die individuellen Psychogramme und ihre familiären Ursprünge als für eine mythische Kain-und-Abel-Konstellation, die den einen zum Guten, den andern zum Bösen befähigt. Die Titel gebende Metapher vom Indian Runner bleibt nebulös, fällt aber kaum ins Gewicht neben den stimmungsstarken Bildern einer Gesellschaft, in der Gewalt und Frieden gleichermassen angelegt sind. (afu)
Drehbuch: Sean Penn, inspiriert durch den Song «Highway Patrolman» von Bruce Springsteen
Kamera: Anthony B. Richmond
Musik: Jack Nitzsche
Schnitt: Jay Cassidy
Mit: David Morse (Joe Roberts), Viggo Mortensen (Frankie Roberts), Valeria Golino (Maria), Patricia Arquette (Dorothy), Charles Bronson (Mr. Roberts), Sandy Dennis (Mrs. Roberts), Dennis Hopper (Caesar), Jordan Rhodes (Randall)
127 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f