Das Mittelstück von François Truffauts Antoine-Doinel-Zyklus. Zehn Jahre nach Les 400 coups wird Antoine vorzeitig aus der Armee entlassen und findet eine Anstellung als Nachtportier in einem Hotel. Dabei lernt er einen Detektiv kennen, der ihn für seine Agentur abwirbt. Ein Fall fesselt den frischgebackenen Assistenten besonders: Monsieur Tabard, der Besitzer eines Schuhgeschäftes, nimmt die Dienste der Detektei in Anspruch, um endlich herauszufinden, weshalb ihn niemand mag. Antoine ist hin- und hergerissen zwischen der Schwärmerei für Madame Tabard und der Liebe zu seiner Jugendfreundin Christine.
Baiser volés ist zweifellos der vergnüglichste Film, der aus dem Pariser Mai 1968 hervorgegangen ist: Die erste (und einzige) reinrassige Komödie des Regisseurs beginnt als Hommage an Henri Langlois, dem damals zeitweilig abgesetzten Gründer der Cinémathèque française, und wandelt sich alsbald zur munteren Feldforschung über vorläufige und endgültige Gefühle. Auf eine Frage, die sich durch Truffauts gesamtes Werk zieht, hat Madame Tabard eine kluge Antwort parat: «Ich bin keine Erscheinung, sondern eine Frau. Das ist das genaue Gegenteil.» (mid)
Drehbuch: François Truffaut, Claude de Givray, Bernard Revon
Kamera: Denys Clerval
Musik: Antoine Duhamel, (Chanson: Charles Trenet)
Schnitt: Agnès Guillemot
Mit: Jean-Pierre Léaud (Antoine Doinel), Claude Jade (Christine Darbon), Delphine Seyrig (Fabienne Tabard), Michael Lonsdale (Georges Tabard), Harry Max (M. Henri), Daniel Ceccaldi (Lucien Darbon), Claire Duhamel (Mme Darbon), Catherine Lutz (Catherine), André Falcon (M. Blady), Jacques Rispal (M. Colin), Paul Pavel (Julien)
90 Min., Farbe, 35 mm, F/d, ab 12