Edmond Rostands berühmtes Versdrama von 1897 enthält bereits so viele Elemente des populären Kinos, dass es die Filmleute reizen musste: «durch die Fülle theaterwirksamer Einfälle, den schnellen Wechsel der Situationen, das Charakterporträt des typischen romantischen Helden Cyrano und die ebenso komödiantisch-burleske wie auch melancholische Grundstimmung eines der erfolgreichsten und meistgespielten Stücke des französischen Theaters.» (Engelhardt/Roloff: Daten der französischen Literatur, Köln 1979)
Doch die Geschichte des Verliebten, der sich wegen seiner übergrossen Nase der Angebeteten nicht zu zeigen wagt, seine inspirierten Liebestexte daher seinem Nebenbuhler zur Verfügung stellt, baut nicht zuletzt auf den Kontrast des zu Sehenden und des zu Hörenden – eine besondere Herausforderung für jede Stummfilmadaptation.
Augusto Geninas schwungvolle Leinwandversion, die in mehrjähriger Arbeit mit der Schablonentechnik handkoloriert wurde, fand erst wieder Beachtung, nachdem 1999 ihre originale Farbenpracht restauriert worden war: Diese befreit den Film aus dem Naturalismus des fotografischen Bildes und verleiht ihm eine dem romantischen Elan adäquate Form. Einzelne der Cyrano'schen Fantastereien wirken so als augenzwinkernder Tribut an die Welt eines Georges Méliès. (meg)
Drehbuch: Mario Camerini, nach dem Theaterstück von Edmond Rostand
Kamera: Ottavio de Matteis
Mit: Pierre Magnier (Cyrano de Bergerac), Linda Moglia (Magdeleine Robin, genannt Roxane), Angelo Ferrari (Baron Christian de Neuvillette), Umberto Casilini (Comte de Guiche), Alex Bernard (Ragueneau), Gemma de Sanctis (Gouvernante)
115 Min., handkoloriert, 35 mm, Stummfilm, engl./span. Zw'titel