An ihrem ersten Tag in einem Londoner Kindergarten verschwindet Bunny, ein vierjähriges Mädchen, spurlos. Ihre Mutter Ann, eine junge Amerikanerin, geht von einer Entführung aus. Der ermittelnde Inspektor indes beginnt zu zweifeln, dass das Mädchen jemals existiert hat, als Anns Bruder Steven eine geistige Verwirrung andeutet. Verzweifelt sucht die Mutter nach Beweisen für die Existenz ihres Kindes.
«Noch einmal greift Preminger in diesem Thriller auf eines der zentralen Motive seines Kinos zurück: eine Frau, allein und verlassen in einer grossen Wohnung oder in einem Haus. (…) Das ‹Spiel mit Vorstellungen, die geweckt, eingeschläfert, erneut geweckt, gegeneinander ausgespielt werden, Vorstellungen, die immer wieder in Bereiche sexueller Tabus führen› (Enno Patalas) treibt Preminger bis zum Äussersten. Eine Atmosphäre von Hysterie und Paranoia liegt über dem Geschehen.» (Norbert Grob, in: Otto Preminger, Jovis 1999)
«Die ungewöhnliche Spannung wird in Bunny Lake Is Missing durch die Diskrepanz der Erzählperspektiven erzeugt, derjenigen von Ann, von Steven, jener des Inspektors und derjenigen Premingers. Der Film montiert diese Betrachtungsweisen, aber nicht, um eine Art von Ganzheit herzustellen, sondern um die Unmöglichkeit zu zeigen, ein einheitliches, umfassendes Abbild der Realität zu schaffen: Die verschiedenen Perspektiven widersprechen sich alle.» (Chris Fujiwara, in: Otto Preminger, Capricci 2012)
Drehbuch: John Mortimer, Penelope Mortimer, nach dem Roman von Evelyn Piper
Kamera: Denys Coop
Musik: Paul Glass
Schnitt: Peter Thornton
Mit: Carol Lynley (Ann Lake), Keir Dullea (Steven Lake), Laurence Olivier (Chef-Insp. Newhouse), Martita Hunt (Ada Ford), Anna Massey (Elvira Smollett), Clive Revill (Serg. Andrews), Finlay Currie (Puppenmacher), Lucie Mannheim (Köchin), Adrienne Corri (Dorothy), Noël Coward (Horatio Wilson), Damaris Hayman (Daphne), The Zombies (sie selbst)
107 Min., sw, 35 mm, E