Anne-Marie, eine junge Frau aus reicher Familie, tritt einem Orden bei, der vor allem ehemalige weibliche Strafgefangene aufnimmt. In ihrem Eifer, gefallene Seelen wieder aufzurichten, konzentriert die glaubensstarke Novizin ihre ganze Energie auf die abweisende Thérèse. Diese sucht, nachdem sie – frisch aus dem Zuchthaus entlassen – einen Rachemord begangen hat, im Konvent Unterschlupf.
Bresson drehte Les anges du péché nach seiner deutschen Kriegsgefangenschaft, noch in einem besetzten Paris.
«Seit meinem Kurzfilm Les affaires publiques denke ich, dass ein Film nicht durch das Spiel der Darsteller entsteht, sondern aus der Aneinanderreihung von schöpferischen Einfällen. In Les anges du péché schlug diese Erkenntnis in den ersten Drehtagen bei mir ein wie eine Bombe. Ich hatte ausschliesslich Schauspielerinnen auf dem Set, die Nonnen spielen sollten. Ich habe ihnen von Anfang an klargemacht: ‹Wenn es so ist, dann gehe ich, dann wird es keinen Film geben.› Was für mich nicht stimmte, waren ihre oberflächliche, äusserliche Art zu sprechen und ihre unnützen Gesten.» (Robert Bresson)
«Alain Resnais und Roland Barthes zählten diesen spirituellen Thriller zu ihren Lieblingsfilmen. (…) Schon zuvor wurden Filme über religiöse Orden gemacht, doch nie mit einer solchen Intensität und Strenge. Die grosse Originalität dieses Films liegt darin, dass sich ein Regisseur für einmal wirklich für Religion interessiert und dass er es geschafft hat, diesem Thema dramatisches Leben einzuhauchen – sogar für Nichtgläubige.» (Richard Roud, Toronto International Film Festival, 2012)
Drehbuch: Robert Bresson, Raymond Leopold Bruckberger, Jean Giraudoux (Dialoge), nach einer Idee von Pater R. P. Bruckberger
Kamera: Philippe Agostini
Musik: Jean-Jacques Grünenwald
Schnitt: Yvonne Martin
Mit: Renée Faure (Anne-Marie Lamaury), Jany Holt (Thérèse), Sylvie (Priorin), Mila Parély (Madeleine), Louis Seigner (Gefängnisdirektor), Yolande Laffon (Mme Lamaury), Silvia Monfort (Agnès), Gilberte Terbois (Ordensschwester Marie-Josèphe), Geneviève Morel (Ordensschwester Berthe), Christiane Barry (Ordensschwester Blaise)
86 Min., sw, Digital SD, F/d