Ein junger Landpfarrer wird in ein abgelegenes Dorf versetzt. Voller Enthusiasmus versucht er zunächst, das religiöse Leben der Dorfbewohner wieder aufleben zu lassen. Doch schon bald muss er feststellen, dass seine neue Gemeinde kein Interesse an Religion hat. Vergeblich bemüht er sich um das Vertrauen der Bewohner und ringt zugleich mit einem Krebsleiden.
Journal d'un curé de campagne gilt als erster «wirklicher» Bresson-Film – hier ist alles vorhanden, was die Faszination, die Einzigartigkeit seiner Werke ausmacht: der Verzicht auf eine den Gesetzen des Realismus folgende Erzählweise. Er gleitet weder ins Dramatische ab noch tappt er in die Falle der psychologisierenden Erzählung.
«In seiner ersten Bernanos-Verfilmung bricht Bresson endgültig mit dem, was man gemeinhin Kino nennt (ihm aber nur ‹verfilmtes Theater› war), und legt den ersten Entwurf zu seinem sogenannten ‹Kinematographen› vor, der mit betont emotionslos spielenden Laien – Bressons ‹Modellen› –, der Verweigerung dessen, was im Kino als ‹dramatisch› gilt, und mit höchster Ökonomie und Präzision in Ton, Bild und deren Zusammenspiel eine neue Ästhetik ausformulierte.» (Christoph Huber, Österreich. Filmmuseum Wien, März 2003)
«Ich mag Journal d'un curé de campagne sehr gern, es ist eines der bemerkenswertesten Werke, die je geschaffen worden sind. Mein Licht im Winter ist stark davon beeinflusst.» (Ingmar Bergman, zit. in: Robert Bresson, Indiana University Press, 1999)
Drehbuch: Robert Bresson, nach dem Roman von Georges Bernanos
Kamera: Léonce-Henri Burel
Musik: Jean-Jacques Grünenwald
Schnitt: Paulette Robert
Mit: Claude Laydu (Pfarrer von Ambricourt), Jean Riveyre (Graf), Adrien Borel (Pfarrer von Torcy), Rachel Bérendt (Gräfin), Nicole Maurey (Mlle Louise), Nicole Ladmiral (Chantal), Martine Lemaire (Séraphita Dumontel), Antoine Balpêtré (Dr. Delbende), Jean Danet (Olivier), Gaston Séverin (Canon), Yvette Etiévant (Haushaltshilfe), Bernard Hubrenne (Pfarrer Dufrety)
115 Min., sw, 35 mm, F