Die «Dame aux camélias» im pathetischen Gesellschaftsdrama von Alexandre Dumas fils (und in Verdis Opernversion «La Traviata»), die edle, sich aus echter Liebe aufopfernde Kurtisane, ist auf der Bühne zur Diven-Paraderolle geworden. So lag es für MGM nahe, diese Figur für ihren Topstar Greta Garbo zu wählen. Die Rechnung ging auf: bis heute gilt die Maguerite Gautier als eine von Garbos Spitzenleistungen.
Für Cukor, der mit seinen Firmenchefs die Vorliebe für 19. Jahrhundert-Stoffe und literarisches Prestige teilte, war es die erste Zusammenarbeit mit Garbo. Cukor hat nicht nur seinen Star zur Höchstform geführt, er hat spürbar eine über das Melodramatische hinausgehende Seite der Story herausgearbeitet: Maliziös lässt er erkennen, wie hinter den ungeschminkten Wahrheiten und den unverblümt materialistischen Motiven dieser sich hochstilisierenden Gesellschaft nicht Ehrlichkeit, sondern Zynismus steckt, und stellt die liebevollen oder barmherzigen Lügen als Ausdruck wahrhaftigerer Menschen dagegen. (meg)
Drehbuch: Zoe Akins, Frances Marion, James Hilton, nach dem Roman und Theaterstück von Alexandre Dumas fils
Kamera: Karl Freund, William Daniels
Musik: Herbert Stothart
Schnitt: Margaret Booth
Mit: Greta Garbo (Marguerite Gautier), Robert Taylor (Armand Duval), Lionel Barrymore (M. Duval), Elizabeth Allan (Nichette), Jessie Ralph (Nanine), Henry Daniell (Baron de Varville), Lenore Ulric (Olympe), Laure Hope Crews (Prudence), Rex O'Malley (Gaston)
109 Min., sw, 35 mm, E/d/f