Ein Thriller um eine frisch verheiratete junge Frau, deren Mann versucht, sie mit psychischer Einschüchterung und hypnotischem Blick in den Wahnsinn zu treiben – das ist nicht unbedingt, was man von Cukor erwartet. Doch mit drohenden Schatten, verheissendem Glitzern, flackernden Lichtern und Aussenszenen im Nebel bleibt er dem Genre nichts schuldig. Was Gaslight über den Genrestandard hinaushebt, ist Cukors Schauspielerführung, die die scheinbare Fehlbesetzung der Hauptrollen nutzt, um uns spannend differenzierte Figuren zu präsentieren. Charles Boyer, sonst der Charmeur vom Dienst, ist kein Bilderbuch-Bösewicht, sondern wirkt, von einigen kleinen Ausbrüchen abgesehen, unheimlich sanft, bedrohlich erst in seiner Unberechenbarkeit. Ingrid Bergman erscheint umgekehrt fast zu robust für die unsichere junge Frau, die sich mehr und mehr terrorisieren lässt. Erst in der letzten Konfrontation mit dem Ehemann erweist sich die Stringenz des Konzepts: Das Happy End besteht nicht primär in der Intervention des Inspektors von Scotland Yard, sondern in der Kraft der weiblichen Hauptfigur, dem hypnotischen Einfluss ihres Mannes zu widerstehen. (meg)
Drehbuch: John Van Druten, Walter Reisch, John L. Balderston, nach dem Theaterstück «Angel Street» von Patrick Hamilton
Kamera: Joseph Ruttenberg
Musik: Bronislau Kaper
Schnitt: Ralph E. Winters
Mit: Charles Boyer (Gregory Anton), Ingrid Bergman (Paula Alquist), Joseph Cotten (Brian Cameron), Dame May Whitty (Miss Bessie Thwaites), Angela Lansbury (Nancy Oliver), Barbara Everest (Elizabeth Tompkins), Emil Rameau (Maestro Mario Guardi), Edmund Breon (Gen. Huddleston), Halliwell Hobbes (Mr. Muffin), Tom Stevenson (Williams), Heather Thatcher (Lady Dalroy), Lawrence Grossmith (Lord Dalroy)
114 Min., sw, 35 mm, E/d/f