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Les silences du palais
(Shamt al kushur)
Moufida Tlatli (Tunesien/Frankreich 1994)

Tunesien, Mitte der sechziger Jahre. Die 25-jährige Hochzeitssängerin Alía erfährt vom Tode ihres ehemaligen Gebieters, Prinz eines Scheichgeschlechts. Zum ersten Mal seit zehn Jahren kehrt sie zurück in jenen Palast, dessen Mauern ihre Kindheit und Pubertät eingrenzten und in dem sie zusammen mit ihrer Mutter und einer Gruppe weiterer Dienerinnen der adligen Herrschersippe sklavenähnlich unterstellt war.
Ein poetischer und politischer Trip in die hermetische Welt arabischer Frauen. «Moufida Tlatli, die 1968 ihr Studium an der Pariser Filmhochschule abschloss und erst 26 Jahre später ihren ersten eigenen Film realisieren konnte, hat diesen Film ihrer Mutter gewidmet. Sie erzählt ihre Geschichte mit einer Vielzahl von Rückblenden, die zunächst fast stakkatoartig geschnitten sind, dann immer länger werden. (…) Die Regisseurin konfrontiert uns so mit einer Gesellschaft, in der die Männer die Geschicke lenken und die islamischen Traditionen bewahren, während die Frauen bis zur sexuellen Verfügbarkeit verdinglicht sind. Es werden Machtstrukturen deutlich, die den Frauen jedes Recht auf Individualität und Selbstverwirklichung, auf ihren Körper und ihre Sexualität absprechen. Sichtbar wird ein Universum, das auf Unterdrückung (die männliche Seite) und Gehorsam (die weibliche Kehrseite) aufgebaut ist, und dessen Nahtstellen durch das Unausgesprochene, den nicht ausgestossenen Schrei, eben das Schweigen gekittet werden.» (Hans Messias, film-dienst, 23/1997)
«Tlatli gestaltet ein ‹Règle du jeu› auf tunesisch. (…) Die junge Frau und das Männerorchester, die motivische Montage in einem freien Zeitenfluss, die schwachen Männer, die das Sagen nur durch Wahren der Hierarchie innehalten, das Bild der Berührung durch das vergitterte Fenster: Das sind Momente, die nachhallen aus einem Film, der seine Kraft just aus der Schweigsamkeit bezieht und damit das Schweigen bereits unübersehbar durchbricht.» (Walter Ruggle, trigon-film.org)

Trailer

Drehbuch: Moufida Tlatli
Kamera: Youssef Ben Youssef
Musik: Anouar Brahem
Schnitt: Moufida Tlatli, Camille Cotte, Karim Hammouda

Mit: Amel Hedhili (Khedija), Hend Sabri (Alía als Kind), Ghalia Lacroix (Alía als Erwachsene), Sami Bouajila (Lofti), Kamel Fazaa (Sid' Alí), Najia Ouerghi (Khalti Hadda), Hichem Rostom (Si Bechir), Hatem Berrabeh (Salim), Fatima Ben Saïdane (Mroubia), Sonia Meddeb (La Jneina), Hélène Catzaras (Fella)

128 Min., Farbe, 35 mm, OV/d/f

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Mo.,
22.12.2014
18:15
Di.,
23.12.2014
20:45