«Wo Domestic Violence von den Opfern dominiert wurde sowie die Arbeit in einem Sozialzentrum in den Mittelpunkt rückte und damit gleichsam nicht institutionalisierte Strategien des Konfliktmanagements verfolgte, verlagert Domestic Violence 2 sein Augenmerk auf die Täter und das Geschehen an seinen angestammten Ort, in den Gerichtssaal. Wiseman geht vor wie immer, er greift nicht ein, sondern nutzt eine bestehende Öffentlichkeit, um in langen Einstellungen die Gerichtsanhörungen mitzuvollziehen. Der Film ist dabei in mehrere Blöcke geteilt, die verschiedene Stadien der Verhandlungen zeigen: Es beginnt bei den Anklagen, bei denen geklärt wird, mit welchen Personen die Festgenommenen in Zukunft keinen Kontakt mehr haben dürfen. (...) Wiseman interessiert sich weniger für die formalen Bedingungen, sondern für einen ersten Einblick in den institutionellen Ablauf (und die soziale Konstellation) der Fälle. Deutlicher noch wird dieser Zugang in den weiteren Stationen des Films, in denen Täter und Opfer vor Gericht konfrontiert werden und Rede und Antwort stehen, wobei es einer Richterin obliegt zu entscheiden, ob man es bei den betroffenen Paaren noch auf einen Versuch ankommen lässt oder eben nicht. Die Insistenz des Beobachters und die Dauer, mit der Wiseman Fall für Fall abspult, sind es hierbei, die eine Fülle an Details erkennen und letztlich die Dynamiken gewaltbereiter Beziehungen als komplexe Erfahrungen anschaulich werden lassen.» (Dominik Kamalzadeh, Katalog Viennale 2003)
Kamera: John Davey
Schnitt: Frederick Wiseman
160 Min., Farbe, 16 mm, E