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Mon oncle d'Amérique
Alain Resnais (Frankreich 1980)

«Jean, René, Janine - drei Menschenleben, zwei Männer und eine Frau, drei Generationen, drei verschiedene Milieus der Herkunft, drei verschiedene Regionen Frankreichs. Drei Menschen werden nach und nach miteinander ins Spiel gebracht, in ein faszinierendes Spiel der Koexistenz, das durch die Theorien des Biologen Henri Laborit gegliedert wird. (...) Der wissenschaftliche Vortrag und das intrigenreiche und dennoch romantische Leben werden gegeneinander gesetzt, relativiert. Grenzen werden spürbar, Intellekt und Gefühl ringen miteinander.» (Fred Zaugg, in: Der Bund, 1980)
«Die Stärke von Resnais neuem Film ist die Montage. Die Frage nach dem menschlichen Wesen, bei allem feinen Humor und gelegentlichem Sarkasmus, steht sie wie bei allen Werken dieses Regisseurs im Zentrum, wird auf drei Ebenen gegengeschnitten. Auf der einen äussert sich der Biologe über seine Theorien und stellt dabei auch seine Reaktions- und Verhaltenstests vor. Auf der zweiten lernt der Zuschauer die Protagonisten kennen, deren Charaktere, Herkunft und soziales Umfeld sehr sorgsam entwickelt werden. Die dritte schliesslich hat eine Art ironisierende Bestätigungsfunktion, indem Resnais mit Ausschnitten aus Filmen mit Jean Gabin, Jean Marais und Danielle Darrieux die Verhaltensweisen seiner drei Hauptpersonen mit deren eigenen Filmlieblingen spöttisch nachzeichnet. Die starke Betonung dieser filmischen Konstruktion, die Form der Dramaturgie also, ist denn auch ein Hinweis, wie sein Film zu verstehen ist: nicht als eine mit fiktiven Bestätigungselementen anschaulich gemachte Dokumentation über das Funktionieren des menschlichen Gehirns, sondern als eine Tragikomödie mit einem allerdings sehr vorsichtig aufzunehmenden wissenschaftlichen Einschlag, welche das Gehirn des Zuschauers in Funktion setzen soll, damit er über se!ne Verha!tensweise nachdenkt.» (Urs Jaeggi, in: Zoom-Filmberater, Nr. 11/1980)
«Alain Resnais ist es gelungen, witzig und mit souveräner, heiterer Gelassenheit und Ironie ein Panorama typischer zeitgenössischer Verhaltensweisen zu illustrieren. Die leichthändig inszenierte und dennoch straff durchstrukturierte Verbindung von romantisch-melodramatischen Lebensgeschichten aus dem Alltag mit einem philosophischen Traktat und wissenschaftlichen Experimenten, hat einen ganz eigenen Reiz, der einem ein intellektuelles Vergnügen macht und einen anregt, über das eigene Verhalten nachzudenken und sich bewusst zu werden, dass es nichts nützt, auf einen Onkel aus Amerika zu hoffen, der einem einen Schatz hinterlässt, mit dem man sein Glück machen kann. Diesen Onkel gibt es meist nicht, und so muss man mit seinen Konflikten und Problemen selber fertig werden. Resnais' Film und Laborits Thesen können dazu beitragen, das Funktionieren des eigenen Reagierens und Verhaltens besser zu durchschauen und zu verstehen.» (Franz Ulrich, in: Zoom-Filmberater, Nr. 20/1980)

Drehbuch: Jean Gruault, inspiriert durch die Arbeiten von Prof. Henri Laborit
Kamera: Sacha Vierny
Musik: Arié Dzierlatka
Schnitt: Albert Jurgenson

Mit: Gérard Depardieu (René Ragueneau), Nicole Garcia (Janine Garnier), Roger-Pierre (Jean Le Gall), Marie Dubois (Thérèse Rageneau), Nelly Borgeaud (Arlette Le Gall), Pierre Arditi (Zambeaux), Gérard Darrieu (Veerstrate), Philippe Laudenbach (Michel Aubert), Prof. Henri Laborit (er selbst), Alexandre Rignault (Grossvater), Jean Dasté (Monsieur Louis)

125 Min., Farbe + sw, 35 mm, F/d

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
So.,
21.4.1996
18:00
Mo.,
22.4.1996
20:30