«Zwei Jahre nach Die missbrauchten Liebesbriefe – und nur ein Jahr nach dem patriotischen Ereignis des Landammann Stauffacher – erlebte eine weitere Literaturverfilmung der Praesens ihre Premiere (…). Diese brillante Verfilmung erzählt die Geschichte des Pastors Werdmüller, dessen Herz eher für die Jagd als für die Seelsorge schlägt, und wie er während einer Predigt mit der Waffe, die ihm sein Vater, der General Werdmüller, geschenkt hat, spielt, geht zum Schrecken der Kirchgemeinde ein Schuss los. (…) Der Film enthält keinerlei Anspielung auf die Aktualität (…). Diese konsequente Abkehr von der Wirklichkeit hat vor allem [der Journalist und ‹Weltwoche›-Gründer] Manuel Gasser dem Film und seinen Schöpfern vorgeworfen. (…) Nur der Ernst der Situation, den Landammann Stauffacher als Vermittlung seiner Botschaft und dem Publikum benutzte, liess vergessen, dass auch er ein Kostümfilm war!» (Werner Wider: Der Schweizer Film 1929–1964. Die Schweiz als Ritual, Bd. 1, Limmat Verlag 1981)
«Im Winter 1942/43 findet eine Änderung des psychologischen Klimas an der inneren Front statt (…). Die recht eigentlich triumphale Aufnahme des angloamerikanischen Propagandafilms Mrs. Miniver in den Schweizer Kinos macht deutlich: Das Publikum ist der ‹neutralen› patriotischen Reden und des Kostüm- und Trachtenfilms voller Ausflüchte überdrüssig. Der Einklang des Kritikerlobes zu Der Schuss von der Kanzel vermag die paar dissonanten Stimmen nicht zu übertönen (…); pfiffige Zuschauer tauften die Praesens in ‹Plusquamperfekt› um.» (Hervé Dumont: Geschichte des Schweizer Films, 1987)
Drehbuch: Richard Schweizer, Kurt Guggenheim, Emil Hegetschweiler, nach der Novelle von Conrad Ferdinand Meyer
Kamera: Emil Berna
Musik: Robert Blum
Schnitt: Hermann Haller, Käthe Mey
Mit: Adolf Manz (Pastor Werdmüller), Irene Naef (Rahel, seine Tochter), Fred Tanner (Kandidat Pfannenstiel), Leopold Biberti (General Hans-Rudolf Werdmüller), Jakob Sulzer (Hauptmann Kilchsperger), Zarli Carigiet (Hassan, der Mohr), Mathilde Danegger (Babeli), Emil Hegetschweiler (Krachhalder), Max Werner Lenz (Dekan Steinfels)
104 Min., sw, 35 mm, Dialekt/f, 12 J