Ein Handelsreisender lässt sich von einer schwangeren jungen Frau überreden, sich bei einem Besuch auf dem Bauernhof ihrer Eltern als ihr Ehemann und Vater des ungeborenen Kindes auszugeben. Nach der Ankunft im Heimatdorf der jungen Frau zeigt sich schnell, dass sich die Hilfeleistung kaum auf den kurzen Antrittsbesuch beschränken lässt.
Ein Vorläufer des Neorealismus der vierziger und der Commedia all'italiana der fünfziger Jahre. Der wendige Alessandro Blasetti knüpfte damit an die ältere realistische Tradition des italienischen Kinos und an seine eigenen Filme der dreissiger Jahre an: Statt der eskapistischen Welt der sprichwörtlichen «telefoni bianchi» oder dem faschistischen Historienpomp, dem Blasetti ein Jahr zuvor noch in La corona di ferro gehuldigt hatte, werden hier mit grosser Empathie wieder die kleinen Leute und ihr Alltag an realen und realistisch inszenierten Schauplätzen gezeigt. Die Reise des vorgeblichen Paares führt von den engen Wohnungen und Strassenschluchten der Grossstadt über die Vorstädte aufs Land, wo Václav Víchs Kamera wunderbar lichtdurchflutete Bilder einfängt und der Film gegen Ende hin die bukolische Idylle streift. Dank seiner träfen und liebevoll gezeichneten Figuren aber verliert er – entgegen dem Titel – nie den Boden unter den Füssen. Die raffiniert-einfache Schlusswendung mag für die damalige Zeit eine utopische Lösung für das Problem des «gefallenen Mädchens» gewesen sein; sie nimmt die verständnisvolle aufklärerische Haltung vorweg, mit der der Neorealismus seine Figuren zeichnen sollte. (afu)
Drehbuch: Cesare Zavattini, Giuseppe d'Amato, Piero Tellini, Aldo de Benedetti
Kamera: Václav Vích
Musik: Alessandro Cicognini
Schnitt: Mario Serandrei
Mit: Adriana Benetti (Maria), Guido Celano (Pasquale, Marias Bruder), Aldo Silvani (Luca, der Vater), Margherita Selin (Luisa, die Mutter), Giacinto Molteni (Nonno Matteo), Gino Cervi (Paolo Bianchi), Giuditta Rissone (Clara Bianchi), Carlo Romano (Antonio), Pina Gallini (Signora Clelia)
95 Min., sw, Digital SD, I/e