Arrietty, bloss ein paar Zentimeter klein, ist ein abenteuerlustiges, knapp 14-jähriges Mädchen, das sich seine Haare keck mit einer Wäscheklammer zusammensteckt. Sie gehört mit ihren Eltern zu den letzten ihrer Art, den Borgern. Was sie zum Leben benötigen, «borgen» sie sich von den Menschen: ein Stück Würfelzucker etwa, eine Stecknadel, die Arrietty als Degen braucht oder doppelseitiges Klebeband, das ihnen wie Steigeisen beim Klettern hilft. Von der Existenz dieser heimlichen Untermieter weiss niemand, doch gibt es Menschen, die überzeugt sind, dass es sie gibt. Dazu gehört auch die Familie von Sho, einem 12-jährigen herzkranken Jungen, der in das Haus seiner Grosstante einzieht, um Ruhe für eine anstehende Operation zu finden. Als Arrietty ihren Vater zum ersten Mal auf seiner nächtlichen Borger-Expedition begleitet, blickt sie plötzlich in die Augen von Sho. Verängstigt flieht das Borger-Mädchen – doch schon bald freundet es sich mit dem Jungen an.
Mit lebensechten Figuren und wunderbar detaillierten Hintergrundzeichnungen erschafft Hiromasa Yonebayashi in seinem Regiedebüt aus Hayao Miyazakis Drehbuch eine fantastische Welt, in der auch Themen wie Krankheit und Heimatverlust nicht ausgeblendet werden. Yonebayashi, der bereits seit den neunziger Jahren beim Studio Ghibli als Animator tätig war, zeigt mit Arrietty, dass er die Ghibli-Kunst, die Welt bis ins kleinste Detail zu beleben, souverän beherrscht. (th)
Drehbuch: Hayao Miyazaki, Reiko Niwa, nach «The Borrowers» von Mary Norton
Kamera: Atsushi Okui
Musik: Cécile Corbel
Schnitt: Takeshi Seyama, Keiko Kadokawa, Rie Matsuhara
Mit: Mirai Shida (Arrietty), Ryunosuke Kamiki (Sho), Shinobu Otake (Homily), Keiko Takeshita (Maki Sadako), Tatsuya Fujiwara (Spiller), Tomokazu Miura (Pod), Kirin Kiki (Haru)
94 Min., Farbe, Digital HD, Jap/d, 8/6 J