«Für seine typisch subversive Version eines Hollywood-Melodramas verlegte Waters seinen Fokus von den städtischen Nischen Baltimores hinaus in dessen mittelständische Vororte. Divine, in seiner zweitletzten Rolle bei Waters, spielt eine spitznasige Vorstadt-Hausfrau, die zerrissen ist zwischen den Ansprüchen ihres untreuen, Porno verhökernden Gatten und ihrem Leim schnüffelnden Sohn, einem Fussfetischisten, der polizeilich gesucht wird, weil er einer Reihe von Frauen die Zehen zerfleischt hat. Trost findet sie nur in der Gesellschaft ihrer alten Freundin Cuddles und in ihrer neuen, heimlichen Romanze mit dem smarten Arthouse-Kino-Besitzer Todd Tomorrow (Tab Hunter, ein Hollywoodstar, der wegen seines klassisch-guten Aussehens als lächerlicher – und ostentativer – Fremdkörper inmitten von Waters’ ‹Dreamlander›-Ensemble erscheint). Präsentiert in Odorama, einem von Waters ausgeheckten System, bei dem die Kinogänger mit Duftkarten ausgestattet wurden, an denen sie während der Vorstellung riechen sollten, ist Polyester ein entscheidender Übergangsfilm in Waters’ Karriere sowie ein Schlüsselwerk in der Geschichte der schwarzen Komödie über die verkommenen Vorstädte. (Soll Todd Solondz vor Neid erblassen!)» (Brian Brooks, filmlinc.com, 23.7.2014)
Drehbuch: John Waters
Kamera: David Insley
Musik: Michael Kamen
Schnitt: Charles Roggero
Mit: Divine (Francine Fishpaw), Tab Hunter (Todd Tomorrow), Edith Massey (Cuddles Kovinsky), David Samson (Elmer Fishpaw), Mary Garlington (Lu-Lu Fishpaw), Ken King (Dexter Fishpaw)
86 Min., Farbe, 35 mm, E/d/f