«Gibt es so etwas wie eine filmische Klage? Einen alles andere überlagernden und verschlingenden Schmerz, der keinen Affekt mehr neben sich duldet? Wenn ja – Elem Klimows Komm und sieh (Idi i smotri) würde zu ihren reinsten Vertretern zählen. Der Film (…) (ist) einer der bemerkenswertesten Kriegsfilme überhaupt, entstanden während der Zeit der Perestroika, einen der Orientierungsmythen der UdSSR noch einmal ansprechend. Der Film erzählt die Geschichte des vierzehnjährigen Fljora, der gegen den Widerstand seiner Mutter helfen will, sein kleines russisches Dorf vor den einfallenden Deutschen zu verteidigen. Da seine Stiefel von einem fähigeren Widerstandskämpfer für den langen Marsch benötigt werden, wird Fljora zurückgelassen. Er soll stattdessen mit Alten und Kindern ein Reservelager einrichten. (…) Man wird an Bildvorstellungen des Dante’schen Infernos oder an die Bilder Brueghels erinnert, der Ton vertieft den Eindruck der Irrealität dessen, was geschieht. Die einzelnen Elemente des Szenarios sind präzise choreografiert, die Folge der Bilder orientiert sich weniger an den Handlungen eines oder mehrerer Akteure (wie im Kriegsfilm sonst üblich), sondern präsentiert das Geschehen in einer Folge von Bildtafeln, die keinen narrativen Zusammenhang aufweisen, sondern wie geronnene Ansichten das Geschehen umstellen, als solle die Zeit angehalten werden.» (Hans J. Wulff, Reclam – Filmgenres: Kriegsfilme, 2006).
«Es wird gesagt, dass man keinen gültigen Anti-Kriegsfilm machen kann, weil Krieg von Natur aus aufregend sei und das Ende immer den Überlebenden gehöre. Niemand würde den Fehler machen, dies über Elem Klimows Komm und sieh zu sagen. Dieses russische Werk aus dem Jahr 1985 ist einer der schrecklichsten Filme, der je gemacht wurde. In ihm müssen die Überlebenden die Toten beneiden.» (Roger Ebert, Great Movies, 16.6.2010)
Drehbuch: Elem Klimow, Alexander Adamowitsch, nach dem Roman «Stätten des Schweigens» von Alexander Adamowitsch
Kamera: Alexei Rodionow
Musik: Oleg Jantschenko
Schnitt: Valeriya Belowa
Mit: Alexei Krawtschenko (Fljora), Olga Mironowa (Glascha), Ljubomiras Lauciavicius (Kossatsch), Wladas Bagdonas, Viktor Lorenz
146 Min., Farbe + sw, 35 mm, Russ/d/f