«Die Geschichte der Zeitungsfrau Mutter Krause, die dem sozialen Elend zwar trotzt, aber Selbstmord begeht, als ihr Sohn kriminell wird. Ein bedeutender deutscher Stummfilm: Die Milieuschilderung aus dem Berliner Stadtteil Wedding weitet sich zu einer Beschreibung der Arbeiterbewegung Ende der zwanziger Jahre. Die Erinnerungen und Aufzeichnungen des Berliner Zeichners Heinrich Zille, seine Charakterisierungen von Menschen in sozialer Not und moralischem Elend sind in den Film direkt eingeflossen.» (Lexikon des int. Films)
«‹Zille-Filme› waren im Deutschland der zwanziger Jahre Mode. Mit ihnen versuchte die bürgerliche Filmproduktion, aus dem Elend von Tausenden, aus dem Hinterhof- und Kaschemmenmilieu Profit zu ziehen und ein kleinbürgerliches Publikum zu amüsieren. Auf Initiative von Otto Nagel und unter dem Protektorat der Maler Käthe Kollwitz und Hans Baluschek drehte die Prometheus-Filmgesellschaft 1929 einen ‹echten› Zille-Film, einen Film, der voller Verständnis für die Probleme der Menschen im Berliner Wedding realisiert wurde. (...) Hier wird am Ende der Stummfilmperiode ein Realismus erreicht, der zu seiner Zeit alles andere als alltäglich war.» (Michael Hanisch, in: Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933, Berlin 1988)
Eine starke Demonstrationssequenz hat Mutter Krause einen bleibenden Ruf als früher «proletarisch-revolutionärer» deutscher Film gesichert. Bei genauerem Hinsehen nimmt man allerdings wahr, dass Jutzi differenziert: Neben den klassenbewussten Arbeiter setzt er das Lumpenproletariat, den Ganoven, ja selbst Kleinbürgerliches. Und der kollektive Widerstand bildet die einzige Alternative zur perspektivelosen Verzweiflung der Titelfigur.
Drehbuch: Willy Döll , Jan Fethke
Kamera: Phil Jutzi
Mit: Alexandra Schmidt (Mutter Krause ), Holmes Zimmermann (Paul), Ilse Trautschold (Erna), Gerhard Bienert (Untermieter), Vera Sacharowa (Prostituierte), Friedrich Gnass (Max ), Fee Wachsmuth (Kind)
133 Min., sw, DCP, Stummfilm, dt. Zw'titel