«Egoyan verfolgt seine Obsession mit Sex, Tod und Video, die sich in Family Viewing zeigte, weiter und spricht hier von den Gefahren, die davon herrühren, ‹in einer Situation zu leben, in der alles davon abhängt, wie sehr man an bestimmten Bildern hängt oder diese ablehnt›. Für Clara besteht die Gefahr in ihrem Bestreben, das Leben ihres toten Bruders in einen Fernsehfilm zu verwandeln, ein Projekt, aus dem sie zusehends entfernt wird. Für das schüchterne Hotelzimmermädchen Lisa, das sich Videos von seinem Angebeteten ansieht, der in Filmen als Statist auftritt, liegt die Gefahr im naiven Unwissen um das manipulative Potenzial des Mediums. Der schöne Gigolo Lance spielt in beider Leben eine Rolle: als Objekt von Lisas unerfüllter, seltsam ritualisierter Liebe und als Claras Liebhaber und Darsteller ihres Bruders im Film. In einem auffälligen Gegensatz zu den flachen, herabgeminderten Videobildern in Family Viewing wirkt dieser Film visuell üppig und wunderschön gestaltet; trotzdem bleibt ein Eindruck von Unwirklichkeit. Maschinen wie die Videotelefonverbindung, die Lance und Clara als sexuelles Hilfsmittel verwenden, scheinen die Kommunikation eher zu behindern als sie zu fördern. Egoyan verdammt die aufzeichnenden Medien aber keineswegs in Bausch und Bogen, sondern untersucht unser zweideutiges Verhältnis mit ihnen; und dieweil die Figuren nach weniger entfremdeten (Selbst-)Bildern suchen, gelingt dem Film eine bemerkenswerte Synthese von intellektueller Analyse und tief empfundenen Gefühlen.» (Nigel Floyd, Time Out Film Guide)
Drehbuch: Atom Egoyan
Kamera: Paul Sarossy
Musik: Mychael Danna
Schnitt: Bruce McDonald
Mit: Michael McManus (Lance), Arsinée Khanjian (Lisa), Gabrielle Rose (Clara), Tony Nardi (Eddy), David Hemblen (Produzent), Patricia Collins (Haushälterin), Gerard Parkes (Vater)
93 Min., Farbe, 35 mm, E/f