«Ein junger Mann palästinensischer Herkunft, so wird erzählt, habe in einer westlichen Stadt seine schwangere Braut auf eine Flugreise zu seiner Familie nach Israel geschickt: mit einer tickenden Zeitbombe im Handgepäck – und der Anschlag sei nur dank der Sicherheitskontrolleure gescheitert.
Die Geschichte dieses besonders zynischen oder fanatischen Terroristen beruhe auf einem verbürgten Vorfall, der ungefähr 20 Jahre zurückliege, sagt der kanadische Autor und Regisseur Atom Egoyan. In seinem Film Adoration erzählt er sie in einer faszinierenden Vielfalt von Aspekten, Beleuchtungen, Spielarten. Am einen Ende seines Spektrums erscheint die Story, wertfrei und kalt, als Übersetzungsaufgabe im Französischunterricht einer Highschool-Klasse; am anderen Ende, hochemotional, gibt es den Auftritt eines alten, traumatisierten Juden, der damals in der bedrohten Maschine sass. (...) Adoration ist ein ehrgeizig ausgeklügelter Psychothriller, der jeder Figur die Chance gibt, ihre Trümpfe mit grösstem Effekt auszuspielen. Das Reiseziel, welches die schwangere Braut am Flughafen nennt, ist Bethlehem. So rundet sich das Trugbild einer unheiligen Familie. Egoyans vielteiliges Erzählpuzzle fügt sich zu einem geradezu altväterlich engen, strengen Drama zusammen, das sich in einem schicksalsschweren Unwetter an der weihnachtlichen Familientafel entlädt.» (Urs Jenny, Der Spiegel, 18.5.2009)
Drehbuch: Atom Egoyan
Kamera: Paul Sarossy
Musik: Mychael Danna
Schnitt: Susan Shipton
Mit: Devon Bostick (Simon), Arsinée Khanjian (Sabine), Scott Speedman (Tom), Rachel Blanchard (Rachel), Noam Jenkins (Sami), Kenneth Welsh (Morris, der Grossvater)
101 Min., Farbe, 35 mm, E/d